Samstag, 3. August 2019
Transhimalaya 2019: Von Leh nach Kathmandu mit dem Fahrrad
Es ist mal wieder soweit. Nach 2011, 2013 und 2015 werde ich am 13.08.2019 zu meiner nächsten längeren Radtour starten. Auf grund der besonderen politischen Situation und der zu erwartenden Unruhen in Srinagar (Kaschmir) wurde der Startpunkt unserer Radtour nach Leh (Ladakh) verlegt. Von dort aus werden wir über Manali, Shimla, Rishikesh und Pokhara nach Kathmandu radeln. 23 Radler werden sich auf den Weg machen. Für den 07.10.2019 ist die Ankunft in Kathmandu geplant. Die Gesamtradelstrecke beträgt 3300 km. Wieviele Höhenmeter mich erwarten? Darüber habe ich überhaupt keine Vorstellung. Ich lasse mich überraschen.

Mein Rad ist gerichtet und die Reisetasche ist gepackt. Es kann losgehen.

Hier seht ihr den Verfasser bei seiner Vorbereitungsradtour in den Niederlanden



13.08.+ 14.08.2019:

Am Nachmittag hat Geli mich nach Frankfurt gefahren. Von der Ankunft am Flughafen bis wir mit dem Einchecken fertig waren vergingen fast zwei Stunden. Nach dem Ausladen parkte Geli das Auto. Als ich mein Fahrrad am Air India Schalter aufgeben wollte hieß es: So verpackt kann das Rad nicht mitgenommen werden. Auf dem Fahrradverpackungskarton waren E-Bike und Elektrik aufgedruckt. Alles was mit Elektrik zu tun hatte mußte abgeklebt werden. Denn wo Elektrik drauf steht, da könnte ein Akku drin sein und das ist verboten. Zum Glück war das Bodenpersonal sehr hilfsbereit und hatte gleich Abklebeband und Schere parat. Dann wurde das Rad gewogen und ging mit 23,5 Kilogramm Gewicht (23 sind offiziell erlaubt) gerade noch durch. Sonst hätte ich umpacken müssen. Es hieß auch, der Verpackungskarton sei zu groß, aber ich hatte die entsprechenden Maße von Air India bestätigt. Somit war die Frage vom Tisch. Mein Gepäck konnte leider nicht nach Leh durchgecheckt werden, da ich durch die Umbuchung (Zielflughafen vorher: Srinagar, nun Leh) letzte Woche nun zwei getrennte Tickets habe. Ich muß also in Delhi mein Gepäck abholen und einen Tag später wieder einchecken.

Geli und ich sind noch etwas zusammengesessen und haben einen Cappuccino getrunken. Danach habe ich sie zum Auto gebracht, bin durch die Sicherheitskontrolle gegangen und nach ein paar Miuten fing auch schon das Boarding an. Es war sehr vorteilhaft, daß ich so früh am Flughafen gewesen bin. Der Flug war sehr angenehm. Ich hatte die mittlere Dreierreihe ganz für mich allein. So konnte ich etwas schlafen. Da die Sitze sehr wenig gepolstert waren, verbachte ich einen großen Teil des Fluges im Sitzen, da mir im Liegen nach einiger Zeit die Knochen weh taten. Die drei Bildschirme in den Vordersitzlehnen meiner Reihe waren an, aber sie funktionierten nicht. Nach einem Neustart des Programms wurde es auch nicht besser. Auf Nachfrage sagte mir die Stewardess, daß einige Bildschirme nicht funktionieren würden. Das Problem ist also offensichtlich bekannt, aber es wird nichts dagegen unternommen. Incredible India. Da ich ein interessantes Buch dabei habe war ich zum Glück auf die Bildschirme nicht angewiesen.

In Delhi angeommen ging es wirklich zügig durch die Einreisekontrolle. Mein E-Visum war in kurzer Zeit bearbeitet was mich sehr positiv stimmte. Mein Seesack kam unversehrt an. Einzig auf meinen großen Fahrradkarton mußte ich etwas warten, was aber bei meiner frühen Ankunftszeit (8 Uhr) keine Rolle spielte. Am ATM hob ich Geld ab und begab mich auf den Weg nach draußen. Dort wollte ich mein Fahrrad in der Gepäckaufbewahrung abgeben. Unterwegs sprach mich ein Taxivermittler an, was zu dem Ergebnis führte daß mein Fahrradkarton samt Inhalt auf ein Autodach gebunden wurde und mich das Taxi in ein 10 Kilometer entferntes Hotel zum Übernachten brachte. Hier wird mich das Auto hoffentlich heute Nacht um 3.00 Uhr abholen und zum Flughafen bringen für meinen Flug nach Leh (3.500 Meter hoch gelegen). Dort werde ich eine Woche Akklimatisierungszeit haben bevor ich auf meinen geliebten Drahtesel steigen werde.





15.08.2019:
Um 2.40 Uhr klingelte das Telefon. Das Taxi war da. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Was hätte ich gemacht wenn das Taxi nicht gekommen wäre? Wie schnell hätte ich ein Ersatztaxi bekommen um diese Uhrzeit? Als wir am Flughafen ankamen fiel mir ein weiterer Stein vom Herzen. Was hätte ich gemacht wenn es unterwegs angefangen hätte zu regnen. Der Fahrradpappkarton auf dem Autodach wäre durchgeweicht gewesen und wie hätte ich dann mein Fahrrad im Flugzeug transportiert bekommen? Fragen über Fragen die zum Glück keiner Antwort bedurften. Am Flughafeneingang durfte ich den Behinderteneingang benutzen, da waren die Türen breiter und ich konnte ohne Probleme den Trolley mit meinem 195cm breiten Paket durchschieben. Ich ging geradewegs zum Air India Schalter und versuchte einzuchecken. Es hieß, das Paket sei zu groß. Auf Inlandsflügen würden kleinere Maschinen eingesetzt, da würde ein so großes Paket nicht hinein passen. Ich erwiderte: In Frankfurt hat Air India gesagt die Größe wäre okay und zeigte ein Dokument vor, auf dem die Maße angegeben waren. Es wurde der oberste Boß gerufen, 4 Leute diskutierten und telefonierten dann kam er zu mir und sagte, daß es ein Mißverständnis zwischen Air India Frankfurt und Delhi gegeben habe. Das Fahrrad wird mitgenommen. Er war sehr freundlich und formell. Als er sich verabschiedete sagte er: May I take my leave. Das habe ich erst gar nicht verstanden und fragte nach. Er wiederholte seinen Satz und ich sagte: Thank You very much. Er benutzte ein sehr formales höfliches Englisch das in unseren Breiten nicht mehr benutzt wird.
Ich gab 200 Rupien (2,60 €) Trinkgeld für den Helfer, einen kleineren Schein hatte ich nicht. Der war mehr als erfreut, denn auf dem Rücken seiner Weste stand: 10 Rupees tip please.
Nun ging es weiter zum Durchleuchten des Fahrradkartons. Der passte natürlich nicht auf das Förderband. So mußte der Verpackungsdeckel geöffnet werden. Ich hob das Fahrrad heraus. Es wurde auf den Rahmen geklopft und jedes Detail genauestens inspiziert. Dann konnte ich das Fahrrad wieder in den Karton hineinstellen und den Deckel zukleben. Der Helfer hatte inzwischen Klebeband organisiert und half beim Zukleben eifrig mit. Das unfreiwillig große Trinkgeld hatte sich ausgezahlt. Mein Fahrrad war auf einem guten Weg. Jetzt mußte es nur noch unversehrt in Leh ankommen. Ich ging durch die Einlaßkontrolle und frühstückte. Als ich zum Fenster hinaus schaute schüttete es gerade wie aus Kübeln. Wenn das während der Taxifahrt gewesen wäre.
Der Flug nach Leh war kurz. Nur etwas über eine Stunde. Als ich aus dem Flieger ausstieg sah ich meinen Fahrradkarton auf einem Transportwagen. Alles gut gegangen dachte ich. Mein Gepäck kam auch an. Ich wurde am Flughafenausgang von einem Mann mit einem Schild mit meinem Namen darauf empfangen und zum Hotel gebracht. Jetzt wußte ich, daß der aufregendste Teil meiner Reise überstanden war. Es kommt immer wieder vor, daß ein Fahrrad verspätet oder beschädigt ankommt und so will man unter keinen Umständen seine Reise beginnen.
Ich checkte im Hotel ein, ging zum Frühstückstisch wo 10 Personen saßen von denen ich einige von früheren Touren kannte. Es war ein freundschaftliches Wiedersehen und es gab viel zu erzählen. Ich fühlte mich sofort wieder zuhause.
Am Mittag legte ich mich etwas hin und ging um 16.30 Uhr mit Fred (mit ihm hatte ich auf der Südamerika Tour ein Zimmer geteilt) ins Stadtzentrum. Er zeigte mir den Geldautomaten an dem ich sofort die größtmögliche Summe, 10.000 Rupien (ca. 125,-- €) abhob. Nach einem Rundgang durch das Stadtzentrum aßen wir zu Nacht. Auf dem Nachhauseweg kamen wir an einer German Bakery vorbei wo ich mir noch ein Süßstückchen mit nach Hause nahm. Ich hatte einen guten und tiefen Schlaf. Die Anspannung der Anreise war von mir abgefallen.

16.08.2019:
Als ich beim Frühstück saß traf Erwin vom Flughafen ein. Ihn kenne ich von meiner Südamerika Tour 2015. Für mich ist es sehr angenehm wenn ich mich ab und an in meiner Muttersprache unterhalten kann. Ansonsten läuft sämtliche Kommunikation in Englisch ab. Erwin kam nur mit seinem Fahrrad an, das Gepäck ist noch in Delhi und soll morgen nachgeliefert werden. Angeblich kam aus seiner Reisetasche ein seltsames Geräusch dessen Ursache man auf den Grund gehen müsse. Nach dem Frühstück habe ich mein Fahrrad zusammengebaut. Was sehr schnell erledigt war. Ich mußte es nur aus dem Karton heben, den Lenker richten und den Sattel in die richtige Position bringen. Aufgepumpt wird es morgen.
Als nächstes sind Erwin und ich in das Stadtzentrum gelaufen zum Geldautomaten. Solange es geht werde ich jeden Tag die Obergrenze von 10.000 Rupien (ca. 125,-- €) abheben. Wir haben gehört, daß es unterwegs, in kleineren Ortschaften, schwierig sein könnte an Bargeld heranzukommen. Die Dinge des täglichen Bedarfs werden alle bar bezahlt. Als Nächstes hat sich jeder 4 Paßbilder (umgerechnet 50 Cent) machen lassen. Die sind nötig für diverse Permits die wir für unterwegs brauchen werden. Nach einem kleinen Stadtrundgang haben wir uns ein gutes Mittagessen gegönnt. Dort trafen wir Simon. Er ist das erste Mal mit TDA unterwegs. Als ich ihn nach dem Grund für diese Reise nannte sagte er, daß er seit 29 Jahren verheiratet sei. Kürzlich hätte er sich mit seiner Frau unterhalten über die Pläne die sie als junges Paar hatten und was sie davon verwirklicht hätten. Es kam heraus, daß noch einige Dinge zu erledigen sind. Deshalb ist er hier.
Nach dem Mittagessen sind Erwin und ich zu dem Palast und zu dem Kloster spaziert das hoch über der Stadt thront. Wir haben öfters anhalten müssen um wieder Luft zu bekommen, aber es war ein gutes Training für uns. Leh liegt 3.500 Meter über dem Meeresspiegel. Auf dem Rückweg sind wir an einer German Bakery vorbeigekommen und haben uns noch einige Süßigkeiten mit nach hause genommen. Ein schöner Tag ging entspannt zu Ende.

Bilder werde ich erst wieder veröffentlichen wenn das Internet besser wird.

17.08.2019:
Als ich heute morgen zum Frühstück ging regnete es. Im Hof standen einige Begleitfahrzeuge und die Crew war gerade dabei zwei Zelte aufzubauen. Unter einem Zeltdach konnte man sein Fahrrad zusammenbauen, unter dem anderen wurde der Montageständer plaziert. Wer sein Fahrrad nicht selbst zusammenbauen möchte, der kann das von unserem Mechaniker erledigen lassen. Er kommt aus Indien, heißt Baba und wird uns die ganze Tour über begleiten und Hilfestellung geben wenn erwünscht.
Heute ist offizieller Anreisetag für die Tour. So trafen im Laufe des Tages die letzten Radler ein und alle Räder wurden zusammengebaut. Die Leute bekamen auch mitgeteilt mit wem sie in Zukunft ihr Zimmer teilen müssen.
Für die ersten zwei Nächte in Leh hatte ich mir ein Einzelzimmer genommen. Ich dachte mir, daß ich mich so in Ruhe akklimatisieren kann. Ab heute bis zum 7. Oktober wird Marco mein Zimmergenosse sein. Er stammt aus Italien, spricht gutes Englisch und ist sehr nett. Er hat schon fast die ganze Welt mit dem Fahrrad bereist. Mal reist er allein, mal schliesst er sich einer Gruppe an. Nur ein Beispiel was er mit dem Fahrrad schon alles gemacht hat: 2004 ist er von Rom (dort wohnt er) über Österreich, Polen und Weißrussland nach Moskau geradelt. Alleine und ohne Russischkenntnisse. Es war nicht immer einfach in Weißrussland und Russland, aber er hat es gepackt. Ich denke, daß mich seine Erzählungen auf gute Gedanken bringen werden für weitere Radtouren.
Am Nachmittag hörte der Regen auf und ich bin in die Stadt spaziert um eine Kleinigkeit zu Essen und Geld zu ziehen. Im Restaurant saßen natürlich einige aus unserer Reisegruppe. Man trifft fast immer jemanden egal wo man hingeht. Wenn man möchte, dann ist man nie alleine. Man findet immer jemanden der gerade Hunger hat, spazieren gehen möchte oder Lust auf etwas Anderes hat. Nach dem Essen habe ich meine 10.000 Rupien aus dem Automaten gezogen und bin in leichtem Nieselregen nach Hause spaziert.
Abendessen gab es im Hotel und danach ging ich zum Lesen und Schlafen aufs Zimmer.

18.08.2019:
Nach dem Frühstück hatten wir das erste Fahrertreffen. Der Gründer von TDA Henry Gold hieß uns willkommen. Unsere Tour ist die erste Tour dieser Art in Ladakh und benötigte zwei Jahre Vorbereitungszeit. Es mußten jede Menge Genehmigungen eingeholt werden und dafür sind gute Verbindungen zu den Militärs notwendig. Hier dürfen wir das mitgebrachte Satellitentelefon nicht benutzen trotz vieler Versuche bei entsprechenden Stellen wurde es nicht erlaubt. In Ladakh funktioniert nur eine spezielle SIM Karte und die auch nur in der Nähe von Ortschaften. Für das übrige Indien benötigt man eine andere SIM Karte. Das heißt für uns Fahrer wenn wir auf unseren Rädern unterwegs sein werden, dann haben wir oft keine Möglichkeit zu telefonieren, sollte aber mal ein Notfall eintreten und eine Ortschaft ist in der Nähe, dann kann man immer einen Einheimischen fragen. Sie wären sehr hilfsbereit und würden mit ihrem Handy die entsprechende Notfallnummer anrufen. Hoffentlich werde ich diese Hilfe nicht brauchen.
Nach Henry ergriff Emily die Tourchefin das Wort. Sie erklärte den organisatorischen Tagesablauf vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Danach gab es noch Verhaltensmaßregeln wie man sich innerhalb der Gruppe und gegenüber den Einheimischen verhalten sollte. Sie fragte in die Runde wer von den 22 Radlern denn das erste Mal dabei sei. Es gingen nur vier Finger nach oben. Viele waren schon mehrmals mit TDA auf Tour. Für mich ist es das vierte Mal. Wenn man einmal etwas so Einzigartiges mitgemacht hat, dann verlangt das offensichtlich nach Wiederholung.
Als nächstes kam Helen an die Reihe. Sie wird als Ärztin unsere Reise begleiten. Schottland ist ihre Heimat. Sie hat auf den Orkney- und Shetland Inseln in verschiedenen Krankenhäusern in der Notfallambulanz gearbeitet. Auf einigen TDA Touren war sie als Begleitperson mit von der Partie.
Sie macht einen sehr erfahrenen und kompetenten Eindruck. Hoffentlich muß ich ihre Hilfe nicht in Anspruch nehmen. Sie hielt uns einen ausführlichen Vortrag über die drei Arten von Höhenkrankheit die es gibt und wie man sie erkennt und behandelt.
Im Anschluß wurden Depi unser indischer Reiseleiter, Baba unser Fahrradmechaniker und 3 weitere Mitarbeiter vorgestellt.
Nachdem die Vorstellungsrunde vorüber war wurden die Startnummern verteilt, d.h. an jedem Fahrrad wurde ein Schild mit einer Nummer und dem Namen: Transhimalaya darauf angebracht. Das ist notwendig damit man die einzelnen Radfahrer vom Auto aus schneller identifizieren kann. Es wird genauestens Buch geführt wer auf die Strecke geht und wo er sich befindet. Außerdem ist die Starterplakette ein schönes Souvenir.
Danach sind Marco und ich in die Stadt zum Mittagessen gegangen. Dort hat uns ein Mitradler erzählt, daß er gelesen hätte, daß die Internet und Telefonverbindung nach Srinagar (Kaschmir) wieder hergestellt sei. Man ist also auf dem Weg zur Normalität. Wäre die Tour einige Tage später losgegangen, dann hätten wir von dort aus, wie ursprünglich geplant, starten können.
Auf dem Rückweg gab es noch eine Tasse Kaffee und ein Süßstückchen.
Morgen werde ich das erste Mal auf mein Fahrrad steigen. Wir werden 50 Km radeln, in einem Cafe eine Kleinigkeit essen und wieder nach Leh zurückkehren. Vor der ersten Ausfahrt bin ich immer etwas angespannt, ob denn alles so funktioniert wie ich es mir vorstelle. Hoffentlich wird das Wetter mitspielen und wir können im Trockenen radeln.
Jetzt hoffe ich auf einen guten Schlaf, damit ich morgen früh ausgeruht an den Start gehen kann.

19.08.2019:
Als ich heute morgen aus dem Fenster schaute entdeckte ich um uns herum die ersten leicht beschneiten Gipfel. Heute stand ein 57 km langer Rundkurs zum Einradeln auf dem Programm. Habe ich alles richtig gepackt? Wird die Schaltung einwandfrei funktionieren? Werde ich mich wohl fühlen auf dem Fahrrad und in der neuen Umgebung? Diese Fragen stelle ich mir jedes Mal bevor ich das erste Mal aufs Rad steige. Ich vergleiche es mit Lampenfieber. Manche haben bei jedem Auftritt Lampenfieber manche nicht. Ich jedenfalls bin immer etwas nervös. Einige Mitradler auch wie ich mitbekommen habe. Nach den ersten paar Metern war die Nervosität verflogen. Es ging mit 35 km/h ca. 7 km bergab. Zum einrollen – perfekt. Man fühlt sich gut ohne etwas dazu tun zu müssen. Wir verließen die Hauptstraße und radelten auf einer kleine Seitenstraße mit wenig Verkehr weiter. Nach ein paar Kilometern überquerten wir den Hindus. Hier ist er noch sehr klein, aber schon ziemlich reißend. Man kann schon erahnen wie groß er später einmal sein wird. Wir radelten immer wieder an großen Gebetsmühlen vorbei und hatten einen schönen Einblick in die Grundstücke und auf die Häuser. Ich machte viel Fotostopps. Mit viel Rückenwind ging es zur Mittagspause wo ich einen perfekten Cappuccino und einen Brownie bekam. Danach besichtigten wir das Thiksay Kloster. Es ist wie mit den Kirchen bei uns. Die ersten Klöster sind interessant und versprechen etwas Neues. Nach dem man einige Klöster besichtigt hat, hat man das Gefühl es gibt nicht mehr viel unbekanntes zu entdecken. Das schöne an den Klöstern hier ist, sie liegen meistens auf Hügeln und man hat von dort aus einen schönen Blick auf die Umgebung. Dieses Kloster hat mir gut gefallen, jetzt bin ich auf die nächsten Klöster gespannt. Auf dem Nachhauseweg hatten wir Gegenwind, Steigung und etwas Regen. Auf unserer kleinen Rundtour konnten wir fast alles erfühlen was Ladakh wettermäßig zu bieten hat. Nur der Schneefall fehlte noch.
Die Einheimischen sind nett und freundlich. Wenn wir vorbei radeln schauen sie meistens etwas erstaunt und überrascht. Solche Radfahrer wie wir sieht man hier nicht so oft.
Ich fühle mich hier sehr wohl.
Für mich ist es immer wieder erstaunlich wie TDA die interessanten Restaurants und die schönen Nebenstrecken ausfindig macht.
Ein Nachzügler ist heute noch angereist. Er hatte Probleme in Delhi. Jetzt sind wir also 23 Radler die die Tour machen werden.

Morgen werden wir mit dem Bus nach Mulbeck gebracht. Dort haben wir einen Pausentag. Darauf folgen 3 Radeltage und danach werden wir 2 Pausentage in Leh haben. Vermutlich werde ich erst wieder in Leh Verbindung ins Internet bekommen. Also wundert euch nicht wenn ihr eine zeitlang nichts von mir hören werdet.

20.08.2019
Heute werden wir nach Mulbeck transferiert, von wo aus wir in die ursprünglich geplante Radtour einsteigen werden. Vor dem Frühstück brachte ich mein Gepäck nach unten, frühstückte und kurz danach wurden wir auf 4 Kleinbusse verteilt. Auf zwei Bussen wurden jeweils 3 Fahrräder auf dem Dach festgemacht. Die restlichen Räder wurden auf einen Laster verladen. Wir fuhren durch eine sehr karge Landschaft. Etliche Militärcamps säumten den Weg. Hier gibt es mehr Militär als Einwohner. Wir sahen schneebedeckte Gipfel, fuhren über einige Pässe und folgten ein paar Flußläufen. Unser Mittagessen nahmen wir in dem Hotel in Lamayuru ein in dem wir nach unserer ersten Tagesetappe übernachten werden. In Mulbeck wurden wir in einem Zeltcamp untergebracht. Jeweils 2 Personen teilen sich ein großzügiges Zelt mit 2 Betten. Toilette und Dusche haben wir auch. Wenn man duschen möchte, dann muß man dem Camppersonal bescheid sagen. Dann kommt jemand vorbei holt den 10 Liter Eimer der in der Dusche steht und bringt ihn nach 15 Minuten wieder, nachdem er heißes Wasser gemacht und den Eimer damit befüllt hat. In dem Schöpfbecher habe ich dann das heiße Wasser solange verdünnt bis es angenehm war. Ich hätte es nicht gedacht, aber das Duschen auf diese Art und Weise war sehr angenehm. Viel angenehmer als wenn aus einer verkalkten Zotte nur ein paar Spritzer herauskommen und man Ewigkeiten braucht bis man sich geduscht hat. Wenn die Sonne scheint, dann ist es sehr warm. Eben ist die Sonne gerade hinter dem nächsten Gipfel verschwunden, jetzt wird es schon empfindlich kalt. Um 19.00 Uhr haben wir Fahrerbesprechung und danach gibt es Abendessen.

21.08.2019
Heute hatte ich einen sehr entspannten Tag. Nach dem Frühstück bin ich mit ein paar Leuten etwas spazieren gegangen. In dieser Gegend gibt es einige Moscheen und die Frauen tragen Kopftücher. Hier sind also Muslime zuhause. Wir sind nur 6 km Luftlinie von der Grenze zu Pakistan entfernt. Mir war gar nicht bewußt, daß wir so Nahe an der Grenze sind. Ab morgen werden wir uns jeden Tag einige Kilometer von ihr entfernen. Hier macht alles einen sehr friedlichen Eindruck.
Zum Mittagessen sind wir zu dritt in das kleine Dorf nebenan spaziert. Dort haben wir in einem Restaurant Momos (gefüllte Teigtaschen) und Fried Noodles gegessen. Sehr lecker.
Nachmittags habe ich gelesen und noch einmal mein Fahrrad durchgeschaut damit am ersten Radeltag morgen auch alles in Ordnung ist.
Ein Mitradler hat heute seine Felge zu Schrott gefahren. Ihm ist zum Glück nichts passiert. Die nächsten drei Tage bis Leh wird er mit dem Fahrrad von unserem Zweiradmechaniker radeln. In Leh sollte man eine neue Felge bekommen können.

22.08.2019
Heute hatten wir unseren ersten Radeltag, deshalb sind Marco und ich schon um 5.45 Uhr aufgestanden. Ich stehe beim ersten Mal immer etwas früher auf als nötig, da ich beim ersten Mal Tasche packen nie so genau weiß wie lange ich brauchen werde um alles Mitgebrachte wieder in meiner Tasche zu verstauen. Um 6.30 Uhr mußten unsere Taschen bereit stehen damit sie auf ein Begleitfahrzeug verladen werden konnten. Kurz danach wurde das obligatorische Gruppenfoto gemacht und um 7.00 Uhr saßen wir am Frühstückstisch. Um 8.00 Uhr waren Marco und ich als Letzte auf der Strecke. Es wurde ein wunderschöner Tag. Wir radelten aus unserem Camp auf die Straße und schon fing die Steigung an. Nach 14 km Anstieg bin ich auf dem Namika La (3.827 Meter) angekommen. Ich wurde sehr schnell kurzatmig, deshalb habe ich mehrere Male angehalten um meinen Puls wieder runter zu bringen und um ein paar Fotos zu machen. Nach der Abfahrt ging es noch etwas auf und ab bis ich bei KM 41 meine Mittagspause hatte.

Vom Tourveranstalter wurden Eiersalat, Tomaten, Zwiebeln, Gurken, Käse, Brot, Bananen, Wassermelone und etwas Süßes zum Essen bereitgestellt. Da dies alles unter freiem Himmel in einer kleinen Gastwirtschaft aufgebaut war, konnte man sich noch einen Tee oder Kaffee bestellen. Nach 45 Minuten radelte ich weiter bis ich bei KM 52 den Fotu La Paß (4108 Meter) erreicht hatte. Das ist der höchste Paß über den ich bisher geradelt bin.

Jetzt hatte ich eine wunderschöne Abfahrt vor mir, bevor ich bei KM 66 unser Hotel erreichte.
Die Sonne ist sehr intensiv, Sie heizt mich richtig auf. Ein kalter Wind wirkt dem etwas entgegen. Das heißt bergauf, Jacke aus. Berg runter Jacke an. Sonnencreme habe ich natürlich auch aufgetragen. Die Lippen darf man nicht vergessen die sind sehr gefährdet durch die intensive Sonneneinstrahlung. Ich habe den ersten Tag gut überstanden. Einzig ein kleiner Schnupfen macht mir etwas zu schaffen, meine Nase geht des Öfteren zu.
Die Menschen hier sind sehr freundlich sie winken einem oft zu wenn man an ihnen vorbei radelt. Aber das ist eine Erfahrung die ich schon in mehreren Ländern gemacht habe. Manchmal werde ich auch angesprochen, woher ich komme und wohin meine Reise geht. Mir macht alles viel Spaß.

23.08.2019
Strecke: Lamayuru - Uletopko 46 KM
Da heute unsere Tagesetappe nur 46 KM betrug wurde das Frühstück für 8.00 Uhr angesetzt, nicht wie sonst üblich 7.00 Uhr. Es gab unter Anderem ein sehr gutes Porridge, welches ich besonders gerne vor dem Radfahren zu mir nehme. Es gibt Kraft und mit etwas Honig schmeckt es besonders gut. Die ersten 15 KM ging es nur bergab durch eine spektakuläre Berglandschaft. Ich machte viele Fotostops. Danach folgten wir dem Hindus. Es ging stetig etwas bergauf und bergab. Es war ein sehr entspanntes Radeln und um 12.00 Uhr war unser Tagesziel schon erreicht. Wir übernachteten im Uley Eco Resort in Uletopko. WIFI gab es keins. Wir übernachteten in kleinen Hütten mit zwei Betten drin. Klein und sauber. Es war okay. Da ich ein Problem beim Schalten hatte suchte ich Baba, unseren Fahrradmechaniker, auf. Er wußte sofort wo das Problem lag. Er kürzte die Außenhülle um 4 cm. So konnte sich der Innenzug auf einem kürzeren Weg hin und her bewegen und alle Gänge funktionierten danach perfekt. Ich hatte zuhause an dem Problem schon herumgedoktert es aber nicht gelöst bekommen.
Das Abendessen war das bisher Beste. Es gab Gemüselasagne, Kartoffelbrei, Penne, Gemüse und als Nachtisch gekochte Aprikosen.

24.08.2019
Strecke: Uletopko-Leh 73 KM
Heute standen 73 KM von Uletopko nach Leh auf dem Programm. Wir hatten drei kleinere Anstiege zu bewältigen. Das Wetter war sonnig und es sollte ein schöner aber zum Schluß sehr anstrengender Radeltag für mich werden. Den ersten Anstieg: 440 Höhenmeter über 12 KM habe ich gut bewältigt. Nach der Abfahrt machte ich eine kurze Pause und aß meinen Müsliriegel. Dann radelte ich weiter. Kurz darauf begann der zweite Anstieg: 400 Höhenmeter über 10 KM. Die ersten 5 KM waren noch okay für mich, dann machte mir schon die Hitze etwas zu schaffen. Aber mit zwei kleinen Pausen schaffte ich auch diesen Anstieg. Auf dem Gipfel hatte TDA neben einem kleinen Imbiß zwei Tische aufgebaut. Auf diesen waren allerlei leckere Sachen zu finden. Heute gab es Thunfischsalat den ich mit einem großen Schuß Mayonnaise verfeinerte. Zu hause würde ich diese Menge Fett nicht zu mir nehmen, aber auf einer Radtour schmeckt mir das richtig gut und gibt mir die nötige Kraft. In dem Imbiß konnte man vom Fußboden aus leicht erhöht sitzen. Ich zog meine Schuhe aus und setzte mich auf das Podest auf dem niedrige Tische standen. So konnte ich fast im liegen mein Mittagessen zu mir nehmen. Das war sehr angenehm und entspannend. Ich machte eine Stunde Mittagspause bevor ich mich auf die Abfahrt begab.

Kurz danach begann der dritte und letzte Anstieg: 390 Höhenmeter über 12 KM nach Leh. Mittlerweile war es 13.30 Uhr und die Mittagssonne brannte ziemlich herunter. Auf den letzten 6 KM suchte ich mir drei mal ein schattiges Plätzchen machte eine Pause. Ich trank 3,5 Liter Wasser über den Tag verteilt und mußte nicht ein einziges Mal pinkeln. Da hatte ich offensichtlich zu wenig getrunken. Als ich endlich unser Hotel in Leh sah, fiel mir ein Stein vom Herzen. Um 15.30 Uhr war ich am Etappenziel.

Nach dem Duschen sah die Welt für mich gleich wieder anders aus. Als Nächstes stand Wäschewaschen auf dem Programm. Meinen Wasserhaushalt brachte ich im Laufe des Abends wieder ins Gleichgewicht. Zum Abendessen sind wir zu Dritt nach Leh hinunter gefahren. Als wir loslaufen wollten, war ein Begleitfahrzeug startbereit und der Fahrer fragte uns ob wir mitfahren möchten. Glück gehabt. Nach so einem anstrengenden Tag hatte ich richtig Lust auf etwas kalorienreiches und bestellte mir eine Pizza. Marco erzählte uns, daß die Pizza in Neapel erfunden wurde und im Original keinen zu dünnen Teig hat. Letztendlich ist es egal ob dick oder dünn es muß nur schmecken.
Heute gab es einige Fälle von Durchfall. Einige schafften es gerade noch so auf die Toilette. Das ist zwar unangenehm, aber so etwas gehört leider auch zu so einer Tour. Glücklicherweise bin ich bis jetzt davon verschont geblieben.

25.08.2019
Heute ist unser erster Pausentag in Leh. Wir sind in einem schönen Hotel dem Royal Ladakh untergebracht.

Die Zimmer sind nicht sehr groß, aber geschmackvoll eingerichtet. Ich fühle mich wohl.
Nach dem Frühstück habe ich Baba beim Einspeichen und Zentrieren einer neuen Felge zugeschaut.

Er hat mir jeden Schritt genauestens erklärt. Diese Lehrstunde war sehr interessant für mich.
Mittag gegessen habe ich im Hotel. Am Nachmittag war Blog schreiben angesagt. Zum Abendessen bin ich mit Erwin ins Restaurant Apple Tree gegangen. Um 20.00 Uhr lag ich im Bett und habe das sehr interessante Buch von Yuval Noah Harari – Sapiens weitergelesen. Es geht um die Geschichte der Menschheit. Ganz toll, kann ich nur empfehlen.
Heute war ein richtig fauler und entspannter Tag.

26.08.2019
Heute ist unser zweiter Pausentag in Leh. Nach dem Frühstück hatte ich eine interessante Unterhaltung mit Ron und Don. Ron aus Kanada erzählte, daß er als Kind Fahrradfahren gelernt hat. Dann machte er 45 Jahre Pause und hat mit 61 Jahren wieder angefangen zu radeln. Jetzt ist er 69 Jahre alt und begeisterter Fahrradfahrer. Er hat schon einige Fahrradtouren mit TDA unternommen. Es ist also nie zu spät um etwas Neues anzufangen. Henry hat mir erzählt, daß er sein Auto 1992 verkauft hat und seitdem mit dem Fahrrad unterwegs ist. Auch dieser Tag ging sehr entspannt vorüber.

Wir lauschen alle gespannt was uns in den nächsten Tagen erwarten wird.

Nach dem Abendessen hatte ich Durchfall. Was in Indien öfter mal vorkommt deshalb machte ich mir keine großen Gedanken darüber. Als ich im Bett lag kam leider Magenweh dazu. Unsere Ärztin kam später vorbei und meinte ich solle mal abwarten wie es morgen früh aussieht, dann könne man entscheiden wie man weiter vorgeht.

27.08.2019
Strecke: Leh - Lato 73 KM
Die Nacht habe ich gut geschlafen. Als ich aufstand war ich völlig kraftlos und hatte keinen Appetit. Ich bin sofort zu Emily gegangen und habe ihr gesagt, daß ich heute im Begleitfahrzeug mitfahren möchte, da es für mich keinen Sinn macht so kraftlos aufs Rad zu steigen. Ohne Appetit habe ich etwas gefrühstückt und wir sind kurz darauf los gefahren. Im Begleitfahrzeug lernte ich die Tour von der organisatorischen Seite her kennen.

Aufbau des Mittagessens für die Radler

Entlang unserer Strecke gab es einige Kontrollposten an denen die komplette Teilnehmerliste vorgelegt werden mußte. So konnten unsere Radler an den Kontrollposten einfach weiter radeln und mußten sich nicht mit unnötigem Papierkram aufhalten. An dem letzten Kontrollposten des heutigen Tages hieß es was wir hier machen würden wäre illegal. Auf Nachfrage wurde uns gesagt, daß wir in diesem Fahrzeug kein Gepäck transportieren dürften. Unser ganzes Gepäck wird seit wir in Leh losgefahren sind in diesem Fahrzeug transportiert, das hatte bis jetzt noch niemand beanstandet. Mit ein paar freundlichen Worten und einer ausführlichen Erklärung durften wir dann weiter fahren. Incredible India. Am Zielort (4020 Meter) angekommen wurde das Gepäck ausgeladen und ich konnte mich etwas hinlegen und ausruhen. Ein Mitradler hatte Probleme mit der Höhe. Er bekam Sauerstoff und wurde nach Leh zurückgebracht. Von dort aus flog er nach Delhi und dann weiter nach Manali wo wir Ihn am 01.09. wieder treffen werden. Da der Transhimalaya zum ersten Mal stattfindet weiß man natürlich nie so genau was einen erwarten wird. Ich habe das Gefühl, daß die Tourleitung alle möglichen Szenarien durchgespielt hat und auf alles entsprechend vorbereitet ist. Das gibt mir ein gutes Gefühl.
Vom Radfahrerischen her war der heutige Tag nicht sehr anspruchsvoll. Es ging eine lange Strecke im Tal an einem Fluß entlang danach folgte ein gemächlicher Anstieg bis nach Lato.

Unser Hotel

28.08.2019
Strecke: Lato – Tso Kar 69 KM
Der heutige Tag sollte der bisher schwerste für die Radler werden. Für mich war klar, daß ich im Begleitfahrzeug mitfahren werde bis ich wieder komplett fit bin. Die Radler hatten von Beginn an 38 KM Anstieg zu bewältigen bis sie den Tanglangla Pass (5.330 Meter) erreichten. Die Steigung war nicht extrem, aber die Länge des Anstiegs und die Höhe machte vielen zu schaffen.



Auf dem Weg zum Gipfel


Tanglangla 5.330 Meter

Früher oder später schafften es aber alle Radler. Sie wurden mit einer 20 KM langen Abfahrt belohnt. Danach ging es von der Hauptstraße ab und es waren noch 10 KM zu radeln bevor unser Übernachtungsplatz (Zeltlager auf 4.520 Meter) erreicht wurde. Wettermässig wurde heute alles geboten. Einige hatten Hagel unterwegs. Andere hatten nur Sonnenschein. Es war kalt, warm, regnerisch. Jeder hatte etwas Anderes zu berichten. Durch diese Landschaft zu fahren ist sehr beeindruckend. Die Weite und die Größe der Berge ist unvergleichlich.
Da ich schon um 12.30 Uhr im Camp angekommen bin, hatte ich genügend Zeit um mich mit einem unserer lokalen Reiseleiter ausführlich über Buddhismus zu unterhalten. Es war eine sehr interessante und aufschlussreiche Unterhaltung. Es hat also nicht nur Nachteile wenn man mal mit dem Begleitfahrzeug unterwegs ist.


Unser Camp


Zelte mit Gepäck


Im Zelt ist es sehr gemütlich

Die Nacht war kalt, aber mit langen Unterhosen, einem dicken Wollpulli und zwei dicken Decken konnte ich mollig warm einschlafen.

29.08.2019
Strecke: Tso Kar – Pang 53 KM
Ich hatte zwar immer noch keinen richtigen Appetit, aber die 53 KM die heute zu fahren waren konnte ich auch ohne großes Frühstück bewältigen dachte ich mir und so war es auch. Wir bewegten uns auf einem Hochplateau und es galt 400 Höhenmeter im Laufe des Tages zu radeln was nicht viel war.


Die Straße war leicht ansteigend. Ich merkte den Anstieg kaum. Ich fühlte mich gut und genoss das Radeln mit Rückenwind in einer atemberaubenden Landschaft.

Atemberaubender Blick ins Tal


Abfahrt zum Hotel

Um 12.30 Uhr kam ich im Camp an. Um wieder Tritt zu fassen war das genau der richtige Einstieg dachte ich mir. Heute übernachteten wir sehr einfach. Es gab ein großes 12er Zimmer, wo ich zuerst hätte schlafen sollen, aber als ich ankam waren schon alle Plätze belegt. So bekamen Marco und ich ein Zweierzimmer. Ebenfalls sehr einfach aber mit Toilette und einer Möglichkeit zum Duschen. Wir übernachteten auf 4.520 Meter.

Beim Abendessen

30.08.2019
Strecke: Pang - Sarchu 85 KM
Nach dem gestrigen Tag war ich guter Dinge auch den heutigen Tag meistern zu können. Wir mußten über zwei Pässe radeln und insgesamt 1.320 Höhenmeter machen. Auf den ersten Blick sah das ganz passabel aus, aber 18 KM der Strecke waren unbefestigt. Am Anfang lief es noch ganz gut.

Da war ich noch guter Dinge

Bei KM 10 fing es an zu regnen und die Steinbrocken auf der Straße waren teilweise so groß, daß ich mein Rad schieben mußte um einigermaßen sicher weiter zu kommen. Bei KM 13 gab ich auf. Es wären noch 10 KM bis zum Gipfel gewesen und ich merkte daß meine Kraft immer weniger wurde. Ich würde noch mindestens 1,5 Std. bis zum ersten Gipfel brauchen und das bei teilweise Regen, Wind und Schotterstraße, das war mir zu viel. Ich meldete mich bei unserem letzten Mann. Ein Mitarbeiter des Veranstalters fährt immer als letzter Mann hinter dem langsamsten Fahrer hinter her um sicher zu stellen daß niemand verloren geht und um Hilfestellung zu geben wenn nötig. Ich meldete mich bei ihm und teilte ihm meine Lage mit. Er hielt das nächste Kfz an und fragte ob ich mit fahren könne bis zu unserem Bus bei KM 18. Der Fahrer sagte ja und im Nu war mein Fahrrad auf dem Dach des Führerhauses eines Tanklasters verstaut. Ich kletterte an Bord und los ging die Fahrt.

Angenehmer Tanklasterfahrer

Die Strecke war ziemlich holprig. Mein armes Fahrrad wurde hin und her geschüttelt hoffentlich wird es noch fahrbereit sein nach dieser Fahrt dachte ich mir. Nach einem KM mußten wir anhalten und einen Militärkonvoi vorbei lassen der im Schritttempo fuhr. Es waren geschätzt mindestens 150 Fahrzeuge.

So viele LKW's hintereinander habe ich noch nie gesehen

Während der 30 Minuten Wartezeit war leider keine Kommunikation mit dem Fahrer möglich, da wir keine gemeinsame Sprache finden konnten. Er konnte mir nur mitteilen, daß sein Bruder in Deutschland arbeiten würde. Nicht einmal die Stadt wußte er. Ich nahm die Situation als sehr entspannt wahr. Später durfte ich ihn sogar noch photographieren. Bei KM 18 durfte ich aussteigen. Ich bedankte mich und der LKW fuhr weiter. Ich nahm Platz in unserem Bus, wickelte mich in eine warme Decke ein und genoss den Ausblick ins Tal hinunter.

Das Ende eines kurzen Radeltages

Als die letzten Radler vorbei waren starteten wir den Bus, fuhren zum Gipfel (5.080 Meter) und abwärts zum Lunch. Nach einer Nudelsuppe ging es über den nächsten Paß (4.920 Meter) und dann ins Camp.
Wir übernachteten wieder in Zelten. Dieses Mal hatte jedes Zelt seinen eigenen Sanitärbereich. Komfortabel. Da es die letzten beiden Radler bis zum Eintreffen der Dunkelheit noch nicht bis ins Camp geschafft hatten wurden sie vom Besenwagen ins Camp gebracht. Dieses war der bisher anstrengendste Tag gewesen. Das größte Problem war der starke Gegenwind den die Radler auf den letzten 30 KM bis zum Camp zu überstehen hatten. Der hat viele zermürbt und hat unerwartet viel Zeit und Kraft gekostet.

Auch so kann man Brücken bauen

Appetit hatte ich keinen, fühlte mich aber körperlich okay. Gegessen habe ich etwas und bin dann früh ins Bett gegangen.
Wir hatten einen sehr schönen Sternenhimmel und konnten die Milchstraße und viele andere Sterne klar und deutlich erkennen. Hier gibt es noch keine Lichtverschmutzung.

31.08.2019
Strecke: Sarchu - Jispa 78 KM
Heute Morgen habe ich angefangen Antibiotika zu nehmen. Die nächsten 3 Tage jeweils eine Tablette nach dem Frühstück, danach sollte ich wieder hergestellt sein. Ich hatte wieder Durchfall und keinen Appetit, habe aber etwas gegessen. An Radfahren war natürlich nicht zu denken. So genoß ich die Landschaft mal wieder vom Begleitfahrzeug aus.
Die Radler hatten heute nur einen Paß zu bewältigen, den Baralachala (4.918 Meter). Es war ein Tag ohne besondere Vorkommnisse. Jeder war glücklich und zufrieden.

01.09.2019
Strecke: Jispa - Sissu 55 KM danach Bustransfer nach Manali
Ich nahm wieder den Bus. Die Radler hatten 55 KM zu radeln bis nach Sissu. Dort wurden die Räder in einen LKW verladen und zu unserem nächsten Etappenstart in Losar gebracht.

Wir verlassen die Höhe und es wird langsam grüner

Es gab etwas zu essen und dann fuhren wir mit dem Bus über einen Paß nach Manali. Es war eine unglaublich schlechte Straße, entsprechend lang dauerte die Fahrt nach Manali.

Schlechter geht es nicht


So war das Wetter auf der anderen Seite des Passes

Als wir einen Kilometer vor dem Johnson Lodge & Spa waren sagt unser Fahrer, daß er die letzten paar Kilometer die Handbremse benutzt hätte und wir eine Pause machen müssten um die Bremsen etwas abkühlen zu lassen. Wir gingen in das nächste Kaffeehaus und tranken etwas. Im Hotel angekommen, war ich sehr überrascht über das gemütliche Ambiente und die Vielfältigkeit der angebotenen Speisen.

Ein Hotel zum entspannen

Hier werde ich mich wohlfühlen und wieder zu Kräften kommen.

02.09.2019
Heute habe ich ausgeschlafen. Um 8.00 Uhr gab es Frühstück. Müsli mit Joghurt und frischen Früchten. Letzte Antibiotika Tablette eingenommen. Da hatte ich mal wieder richtig Lust drauf. Es bekam mir gut und ich fühle mich jeden Tag besser. Zum Mittagessen hatte ich einen Lammburger.

Der hat klasse geschmeckt

Der hat mir sehr gut geschmeckt. Um 17.00 Uhr hatten wir einen Geburtstagsempfang mit Wein, Bier und Saft. Caroline feierte ihren 60. Geburtstag und Per seinen 56.


Ein entspannter Tag klang schön aus. Auf dem Weg zum Abendessen habe ich erfahren, daß es eine Planänderung gab. Wir werden einen Tag länger hier bleiben und dafür den nächsten Pausentag ausfallen lassen. Das kommt mir sehr entgegen.

03.09.2019
Nach 11 Stunden Schlaf fühlte ich mich heute morgen wieder komplett fit. Die Magenreizung ist vorüber. Das Frühstück schmeckte wieder sehr gut. Auf dem Weg in die Stadt traf ich einen neu hinzugekommenen Mitradler aus den USA. Sein Rad ist angekommen, aber sein Gepäck ist in Rom zurückgeblieben. Mittlerweile ist es in Delhi angekommen, aber jetzt hat er das Problem, daß das indische Militär die Mitnahme von unbegleitetem Gepäck verbietet. Er ist gerade auf dem Weg in die Stadt um sich mit dem Notwendigsten auszustatten, denn er geht davon aus, daß er sein Gepäck so schnell nicht wiedersehen wird. Incredible India.
Morgen wird unsere Reise weitergehen mit einem Bustransfer nach Losar.
Danach werden wir 6 Tage radeln bevor wir am 11. + 12.09. in Shimla zwei Ruhetage haben werden. Ich gehe davon aus, daß ich von unterwegs keine Internetverbindung haben werde.

04.09.2019
Manali – Lossar
Von unserem schönen Domizil in Manali mußten wir uns heute verabschieden. Wir fuhren nach Lossar. Für die 145 Km lange Strecke brauchten wir 11,25 Stunden. Am ersten Paß hatten sich einige hundert Meter vor uns einige Autos und LKW's festgefahren. Es ging weder vor noch zurück, also wurde die Polizei herbeigerufen um die Situation aufzulösen.

Festgefahrene LKW's

Nach 1,5 Stunden Wartezeit kam langsam Bewegung in die Angelegenheit. Ein paar Fahrzeuge fuhren vor, andere zurück. Der Stau löste sich ganz langsam auf.

Da ging ichts mehr. Steckengeblieben mit dem Motorrad.

Den größten Teil der heutigen Strecke mußten wir auf Schotterpisten zurücklegen, deshalb kam die sehr niedrige Durchschnittsgeschwindigkeit zustande.

Hier ging es nur noch ohne Passagiere weiter.

Als wir um 18.00 Uhr an unserem Zielort ankamen waren wir alle gut durchgerüttelt und froh, daß wir es endlich geschafft hatten. Unsere Fahrräder waren auch schon vor Ort. Sie wurden von Sissu (Ortschaft vor den Pausentagen in Manali) direkt nach Lossar transportiert. Mein Fahrrad habe ich unversehrt in Empfang genommen. Abendessen – Schlafengehen.

05.09.2019
Strecke: Lossar - Kaza 63 KM
Die ersten 20 Km des heutigen Radeltages waren reines Wellblech und Schotterpiste. Das hat mir überhaupt keinen Spaß gemacht. Bei solchen Straßenverhältnissen fahre ich nur Schrittgeschwindigkeit. Dementsprechend lange habe ich für diese Strecke auch gebraucht. Nach einer Brücke wurde der Straßenbelag besser.

Hier wurde die Straße besser

Es war geteert. Jetzt hieß es klettern. Es ging einen längeren teils steilen Anstieg hoch. Unter mir sah ich spektakuläre Gesteinsformationen und ein großes Tal liegen.

Spektakulärer Blick

Oben angekommen ging es über ein Hochplateau das mich an Schottland erinnerte (karger Bewuchs und einspurige Straße).

Schottland lässt Grüßen

Nach einer schönen Abfahrt gab es das Mittagessen. Danach standen noch ein kleiner Anstieg und eine Abfahrt auf sehr schlechter Straße an. Nach dem Mittagessen bin ich meistens schlapper als am Morgen und es dauert längere Zeit bis ich wieder meinen Radelrhythmus gefunden habe. Mir macht mit zunehmendem Alter die Mittagshitze mehr zu schaffen.

Kloster kurz vorm Ziel

Trotzdem hat mir der Tag auf dem Rad viel Spaß gemacht und ich habe durch eine grandiose Landschaft radeln dürfen. Eine Mitradlerin ist heute gestürzt und hat sich am Handgelenk verletzt. Sie wird morgen zum Röntgen in die nächste Klinik gefahren. Eine Tagesreise entfernt. Stürze kommen leider bei jeder Radtour immer wieder vor.

06.09.2019
Strecke: Kaza – Tabo 51 KM
Der heutige Tag verlief unspektakulär. Es ging immer im Spiti Valley entlang.

Schlechte Wegstrecke gab es heute um Glück selten.

Es war ein stetiges auf und ab auf größtenteils guten Straßen. Nach 51 KM kam ich um 13.00 Uhr am Tagesziel an.

Hier sollte man nicht zu nah am Rand radeln

Es war ein entspannter, erholsamer Tag. Am Nachmittag besichtigte ich ein bekanntes Kloster in der Nachbarschaft unseres Hotels. Es war nett anzusehen, aber irgendwie ähneln sich alle Klöster.


Es ist wie bei uns mit den Kirchen. Wenn man aus jeder Schaffensperiode eine gesehen hat, dann gibt es im allgemeinen nichts Neues mehr zu entdecken.

07.09.2019
Strecke: Tabo - Nako 66 KM
Die ersten 40 KM ging es am Spiti River entlang. Wir hatten gut ausgebaute Straßen mit stetigem auf und ab. Es war ein leichtes und entspanntes Radeln. Zwischen 50 und 55 KM sollte Lunch sein. Bei KM 42 fing der Anstieg an. Wir mußten von 3000 auf 4000 Meter Höhe radeln. In Serpentinen ging es aus dem Tal hinaus.

Ein kleiner Teil der Serpentinen

Der Anstieg war teilweise so steil, daß ich im kleinsten Gang radeln mußte. Als ich das Tal hinter mir gelassen hatte war ich bei KM 55 und hoffte, daß hinter der nächsten Kurve jetzt endlich der Bus mit dem Mittagessen stehen würde. Da kam von hinten ein Begleitfahrzeug. Man erkennt es immer daran, daß zweimal gehupt wird und wenn alles in Ordnung ist, dann streckt man den Daumen nach oben. Ich streckte den Daumen nach unten und das Fahrzeug hielt an. Ich fragte ob es noch weit bis zum Mittagessen sei und die Antwort war, daß sie es nicht wissen, da es keine Telefonverbindung zu dem Fahrzeug gibt. Ich füllte meinen Wasservorrat auf, aß einen Müsliriegel und radelte langsam weiter bergauf.

So erhält man Arbeitsplätze

Als das Auto weiterfahren wollte bekam es den Gang nicht mehr hinein. Defekt. Nach der nächsten Kurve konnte ich das Mittagessensfahrzeug sehen. Der Weg dorthin war so steil und ich so kraftlos, daß ich zweimal mein Rad schieben mußte bis ich das ersehnte Mittagessen bekam. Nach 40 Minuten Pause und ausgiebiger Nahrungsaufnahme machte ich mich wieder auf den Weg, aber die Luft war raus. Ich mußte noch zweimal absteigen und mein Rad schieben so steil war der Weg. Um 13.45 Uhr erreichte ich unsere heutige Unterkunft. Kraftlos aber zufrieden mit dem Tagesverlauf begab ich mich auf unser Zimmer. Zwei Stunden lag ich auf dem Bett und konnte mich zu nichts aufraffen. Danach ging es zum Duschen. Als ich fertig war hörte ich Musikgetröte auf der Straße.

Nordindische Hochzeitsfeier

Es war ein Umzug im Gange bei dem getanzt und musiziert wurde, eine Hochzeitsfeier. Ein einheimisches Paar wurde verheiratet. Das ganze Dorf war auf den Füßen. Es war ein einmaliges Erlebnis. Ich konnte auch in das Festzelt gehen und ein paar Bilder machen.

Im Festzelt, warten auf das Brautpaar

Nach dem ich mich den ganzen Mittag schlapp und kraftlos fühlte stand für mich der Entschluß fest: Morgen werde ich nicht radeln. Zumal die Tagesetappe 110 KM lang sei soll. Es geht zwar 95 km mehr der weniger bergab, aber zum Abschluß des Tages erfolgt ein Anstieg um 650 Höhenmeter. Das ist mir zu viel.

08.09.2019
Strecke: Nako - Kalpa 111 KM Grand Shambala Hotel
Letzte Nacht waren wir in 3 verschiedenen Unterkünften untergebracht. Marco und ich waren am weitesten von dem Festzelt entfernt und bekamen von den Feierlichkeiten nur ganz leise etwas mit. Ein Teil unserer Gruppe war in Zelten in der Nähe des Festzeltes untergebracht, die hatten richtig Spaß. Von denen hat die ganze Nacht keiner ein Auge zugemacht. Um 6.00 Uhr klingelte unser Wecker und um 6.30 Uhr ertönte der letzte rhythmische Krach aus dem Festzelt.
Um 7.30 Uhr war Abfahrt mit dem Bus.

Bis zum Fluß mußten wir hinunter

Beim Mittagessen erfuhr ich, daß es hinter uns einen kleinen Erdrutsch gegeben hat und zur Zeit nur Radler und Motorräder die Strecke passieren können.

Teilweise war die Strecke schon abenteuerlich

Unser Besenwagen war das defekte Auto von gestern. Er konnte nur im ersten Gang fahren. Als er an der Stelle ankam war die Straße wieder freigeräumt.

Behausungen von Straßenarbeitern

Wir kamen um 14.00 Uhr in unserem sehr schönen Hotel an. Ein Ort zum wohlfühlen. So etwas gab es bisher nicht oft auf unserer Reise.
Von dem Flußtal bis zum Hotel galt es 650 Höhenmeter zu bewältigen und das bei 32 Grad Hitze. Ich hatte die richtige Entscheidung getroffen. Von unserem Zimmer

Nett eingerichtetes Zimmer

aus hatten wir einen sehr schönen Blick auf die umliegenden teilweise schneebedeckten Berge.

Blick aus unserem Zimmer

Es war ein entspannter Nachmittag bei dem ich meine Kräfte wieder aufladen konnte. Um 14.30 Uhr kamen die ersten Radler an, die letzten trafen gegen 18.00 Uhr ein.

09.09.2019
Strecke: Kalpa – Rampur 113 KM
Die heutige Etappe war für mich leicht zu radeln. Sie ging über 113 KM von Kalpa nach Rampur. Es galt 1.400 Höhenmeter Anstieg zu bewältigen. Dem standen 2.600 Höhenmeter Abfahrt gegenüber.

Immer am Fluß entlang

Es war ein stetiges auf und ab mit immer wieder längeren Teilstücken wo ich es einfach nur rollen lassen konnte. Einzig die Temperatur machte mir etwas zu schaffen. Es war schwül heiß.

Da ging es drüber

Den Wechsel in der Landschaft kann man auch deutlich erkennen. Von felsig, ohne Bewuchs wird die Landschaft jetzt immer grüner.

Oft ging es knapp am Fels entlang

Um 14.00 Uhr kam ich am Hotel an. Wir übernachteten auf 900 Metern.
Unser Begleitfahrzeug wurde mittlerweile repariert. Es funktionieren alle Gänge wieder.

Hotellobby gefüllt mit unseren Fahrrädern

10.09.2019
Strecke: Rampur – Shimla 128 KM (ich bin 80 KM geradelt ab Lunch)
Die heutige Etappe ging über 128 KM und beinhaltete einen Anstieg über fast 2000 Höhenmeter und über 37 Kilometer Länge. Das war mir zu viel. So entschied ich mich ab dem Mittagessen zu radeln.

Auf dem Dach ist mein Rad gut verschnürt

So hatte ich nur 13 KM Anstieg zu bewältigen und meine Gesamtradelstrecke betrug 80 KM.

So sah der Anstieg größtenteils aus

Um 10.30 Uhr war ich auf dem Fahrrad und um 16.00 Uhr kam ich in Shimla an unserem Hotel an. Wenn ich zwischen 15.00 Uhr und 16.00 Uhr im Hotel ankomme, dann ist das genau die richtige Zeit für mich. Ich kann mich duschen, etwas hinlegen und wenn ein Pausentag folgt, dann habe ich noch genug Zeit meine Sachen zu waschen bevor es zum Abendessen geht.
Bis auf zwei kleine Trinkpausen bin ich die ganze Zeit geradelt. Die Temperatur war angenehm und mir hat die heutige Halbtagesetappe sehr viel Spaß gemacht. Ich hatte viel Grün um mich herum und oft einen tollen Ausblick auf die Umgebung wenn ich am Bergkamm entlang geradelt bin.

Blick vom Bergkamm auf die Umgebung

Wenn man mit dem Fahrrad auf indischen Straßen unterwegs ist, muß man immer sehr wachsam sein. Es tauchen immer wieder unvermittelt Schlaglöcher vor einem auf. Es kann auch sein, daß einem auf seiner Spur ein überholender LKW oder Personenwagen entgegenkommt. Da bleibt einem manchmal nicht sehr viel Platz, wenn man auf der Straße bleiben möchte. Um einen Zusammenstoß zu vermeiden haben einige Mitradler in solch einer Situation schon einmal die Straße verlassen müssen. In Indien gilt das Recht des Stärkeren.
Der erste Radler traf um 15.30 Uhr ein. Es ist unglaublich wie fit manche sind. Ca. 10 kamen zwischen 17.00 Uhr und 18.00 Uhr ins Ziel. Gerade noch rechtzeitig bevor es dunkel wird. Ungefähr 10 Leute schafften die Etappe nicht.

Blick auf Shimla

Von einem Mitradler kam das Gepäck in Manali nicht an. Es wurde mit dem Auto von Delhi nach Manali gebracht (unbegleitetes Gepäck darf im Flieger nicht transportiert werden). Mittlerweile waren wir aber schon weiter gereist. So folgte uns das Gepäck einige Tage lang bis es uns in Shimla jetzt endlich eingeholt hat. Morgen wird er mit seinem Gepäck nach Hause fliegen können.
Jetzt warten 2 Pausentage auf mich. Auf die ich mich sehr freue.

11.09.2019
Meinen ersten Pausentag in Shimla verbrachte ich mit Blog schreiben, lesen und einem kleinen Stadtspaziergang.

Kirche von Shimla

Auf dem gegenüber liegenden Hügel nicht weit von unserem Hotel entfernt liegt das Stadtzentrum. Um dorthin zu gelangen gehe ich aus dem Hotel, laufe 300 Meter und nehme dann zwei Lifte, die mich nach oben bringen. Schon bin ich mitten im Menschengewimmel in der Fußgängerzone.





3 Bilder aus der Fußgängerzone

Marco und ich sind gestern Abend dorthin gegangen. Im nächst besten europäischen Restaurant gingen wir die Treppe hoch in den ersten Stock. Dort saßen schon zwei Mitradler beim Pizzaessen. Wir setzten uns dazu und bestellten uns auch eine Pizza. Wenn man mit einer größeren Reisegruppe unterwegs ist, dann trifft man fast immer jemanden bekanntes.
Ross erzählte, daß Harold (der Mitradler, dessen Gepäck ihm von Manali bis nach Shimla nachgereist ist und ihn erst in Shimla erreichte) heute morgen um 4.00 Uhr aufgestanden ist, sich um 5.00 Uhr auf den Weg zum Flughafen machte nur um dort zu erfahren, daß der Flug wegen Nebels gestrichen wurde. Er nahm sich ein Taxi und machte sich auf den Weg nach Delhi, wo er 10 Stunden später ankam. Die Strecke Shimla – Delhi beträgt 350 KM. Jetzt kann man sich vorstellen wie viel Verkehr hier herrscht, bzw. wie schlecht die Straßenverhältnisse sind. In der Zeitung habe ich gelesen, daß im Punjab jeden dritten Tag ein Mensch tödlich verunglückt weil er ein streunendes Rind umfährt. Jetzt kann man sich vielleicht ein bischen vorstellen wie hirnlos hier viele mit einem Fahrzeug unterwegs sind. Der arme Harold hat eine erlebnisreiche Zeit hinter sich. Hoffentlich hat er nicht noch mit mehr Unwägbarkeiten auf seinem Heimflug zu kämpfen.

12.09.2019
Nach dem Frühstück habe ich die Fahrradkette gesäubert und geölt. Geputzt wird mein Fahrrad erst wieder wenn ich zuhause bin. Zum Mittagessen gab es wieder Pizza. Danach habe ich mir die Kirche und die Fußgängerzone angeschaut. Am späten Nachmittag war ich wieder im Hotel und habe den Tag ruhig ausklingen lassen.

Das ist die Information die wir über die nächsten Etappen bis zu unserem Pausentag in Rishikesh bekommen haben.

Und so sieht die Detailinformation für eine Tagesetappe aus.

Jetzt stehen vier Radeltage an bevor wir in Rishikesh unseren nächsten Pausentag haben werden.

13.09.2019
Strecke: Shimla – Rohru 111 KM
Nach zwei Pausentagen freue ich mich wieder aufs Radfahren. Zu Kräften bin ich in der Zwischenzeit auch wieder gekommen. Unser Tag beginnt mit einer Liftfahrt in das Stadtzentrum von Shimla so sparen wir uns einige Höhenmeter die wir nicht radeln müssen. Wir radeln auf einem wenig befahrenen und bewaldeten Weg die ersten paar Kilometer. Das war der schönste und ruhigste Weg um Shimla zu verlassen. Nach Shimla hatten wir eine schöne Abfahrt 1.200 Höhenmeter auf einer Länge von 25 KM. Im Tal angekommen ging es ca. 20 KM am Fluß entlang ehe wir die 1.200 Höhenmeter wieder hinauf radeln mussten. Dieses Mal auf einer Länge von 33 KM.

Da mußte ich noch hinauf radeln

Danach ging es wieder hinab ins Tal und noch 10 KM am Fluß entlang bevor die heutige Tagesetappe zu Ende war. Der Tag war anstrengend für mich, aber ich fühle mich wohl. Über die Landschaft gibt es nichts besonders zu berichten. Es war grün, hügelig und ab und zu staubig. Nichts spektakuläres.

14.09.2019
Strecke: Rohru - Purola 102 Km
Gestern hatte ich ca. 2.000 Höhenmeter zu bewältigen. Heute stand die selbe Höhenmeterzahl auf dem Programm und morgen auch wieder. Drei Tage hintereinander werde ich das in meiner derzeitigen Verfassung kräftemässig nicht schaffen. So entschloß ich mich mit dem Bus zum Mittagessen zu fahren und danach zu starten. Heute führte uns die Radelstrecke an einem Fluß entlang bevor es auf einer kleinen einsamen Nebenstrecke gemächlich bergauf ging.

Campingplatz unterwegs

Nach dem Mittagessen fühlte ich mich kräftemässig nicht viel besser, so beschloß ich heute nicht zu radeln sondern den Tag vom Bus aus zu geniessen. So konnte ich meine Kräfte für morgen schonen. Die Mittagsrast war heute in einem kleinen Waldstück aufgebaut. Ein schöner Ort um den Tag vorbeiziehen zu lassen. Es gibt immer etwas zu schauen. Bei einem Mitradler waren zwei Speichen gebrochen als er zur Mittagspause kam.

Mittagspause und Baba bei der Arbeit

Baba hat sie ersetzt, das Rad zentriert und als Ray mit dem Essen fertig war konnte er weiter radeln. So einen fitten Fahrradmechaniker habe ich bis jetzt noch keinen kennengelernt. Es ist unglaublich wie schnell und mit wie wenig Mitteln er ein Fahrrad wieder zum laufen bekommt. Von der Strecke her war es heute einer der schönsten Radeltage der bisherigen Tour. Eine wenig befahrene geteerte Waldstraße.


15.09.2019
Strecke: Purola - Mussorie 104 KM
Der längste zusammenhängende Anstieg den ich bisher geradelt bin stand heute auf dem Programm. Am morgen ging es mehr bergab als bergauf. Es war schön zu radeln. Die Strecke folgte einem Flußlauf.

Da ging es entlang

Die 70 KM bevor der Anstieg begann vergingen wie im Flug. Nach dem Mittagessen machte ich mich daran die 1.300 Höhenmeter auf 30 KM Länge zu bewältigen. Das klingt eigentlich nicht so schlimm, aber was mir zu schaffen machte war die Hitze. Ein Mitradler hat 35 Grad gemessen. Es waren große Stücke in der Sonne zu radeln, was die Angelegenheit nicht gerade leichter machte.

Kleiner Weiler unterwegs

Bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwas über 8 KM brauchte ich etwas mehr als 4 Stunden für den Anstieg. Gegen Ende der Tagesetappe mußte ich öfters eine kleine Pause machen, aber ich habe es geschafft und bin auch mit meinen Kräften ganz gut hingekommen. Ein langer Radeltag fand für mich ein zufriedenes Ende. Nach dem Duschen waren noch 2 Stunden Zeit bis zum Abendessen. Ich hatte so großen Hunger, daß ich bei unserem Hotel um die Ecke noch eine Kleinigkeit gegessen und einen Cappuccino getrunken habe. In unserem Hotel gab es zum Abendessen auch Nudeln. Endlich mal etwas anderes als Reis. So große Portionen wie ich momentan esse, würde ich zuhause gar nicht herunter bekommen und ich habe immer noch das Gefühl, daß es nicht genug ist was ich esse.

16.09.2019
Strecke: Mussorie – Rishikesh 82 KM
Heute war jeder Radler mit seinem Sportgerät unterwegs. Auf dem Weg nach Rishikesh ging es fast nur bergab. Es standen 1.700 Höhenmeter bergab und nur 500 Höhenmeter bergauf auf dem Programm. Um 13.00 Uhr kam ich als einer der letzten im Hotel an. Natürlich waren die Zimmer noch nicht bezugsbereit. Wozu also die Eile der Anderen? Ich aß ein Stück Schwarzwälder Kirsch und gönnte mir einen Cappuccino. Danach konnte ich im Divine Resort von unserem Zimmer aus den Blick auf den Ganges geniessen. Hier sind wir wirklich sehr gut untergebracht. Für mich ist es das bisher beste Hotel auf der Tour.

So können Zimmer in Indien auch aussehen

Heute hatte ich zwei einprägsame Erlebnisse. Unterwegs machte ein Motorradfahrer langsamer und fuhr eine Zeit neben mir her. Er fragte mich aus welchem Land ich komme. Auf meine Antwort aus Deutschland, sagte er: Deutschland ist ein gutes Land, er findet Deutschland prima. Auf meine Frage was denn der Grund dafür sei sagte er in Deutschland gäbe es keine Kühe auf den Straßen und so könne man viel entspannter Motorrad fahren. Das ganz Leben ist immer eine Sache des Blickwinkels.

Das zweite Erlebnis hatte ich als ich in die Einfahrt zu unserem Hotel einbog. Die Umgebung kam mir irgendwie bekannt vor. 2010 hatte ich schon einmal in Rishikesh übernachtet, da hatten wir mit Freunden auf Royal Enfields im Norden Indiens eine Motorradtour gemacht.

Dieses Bild wurde 2010 aufgenommen. Ich bin ganz in schwarz


So sehe ich nach einem zufriedenstellenden Radeltag aus

Wir übernachteten in genau dem selben Hotel. Von außen habe ich es sofort wiedererkannt. Zufälle gibt es, man glaubt es nicht.

17.09.2019
Um die Morgenkühle wenigstens etwas ausnutzen zu können habe ich mich nach dem Frühstück gleich auf den Weg gemacht. Es gibt zwei Hängebrücken in Rishikesh, über die eine bin ich auf die andere Seite des Flusses spaziert, dort entlang gelaufen und über die andere wieder zurück.

Rishikesh

Von dort aus habe ich ein Tuk Tuk genommen und mich zum Hotel fahren lassen. Mittlerweile war die Temperatur schon wieder auf 30 Grad und 75 % Luftfeuchtigkeit angestiegen und das Laufen war mir zu anstrengend.
Rishikesh ist wie bisher jede Stadt in Indien geprägt durch Dreck, Krach und ständiges Hupen aller Verkehrsteilnehmer. Ferner sollte man immer genau darauf achten wo man seine Füße hinsetzt, denn überall lauern die Hinterlassenschaften von Kühen in die man nicht hineintreten sollte.

Am Ganges

Den heutigen Tag werde ich im Hotel verbringen und die Vorzüge der Ruhe und der Klimaanlage geniessen.

Morgen beginnt der längste Tourabschnitt. Sieben Tage am Stück radeln, erst danach gibt es wieder einen Pausentag. Es kann also sein, daß es etwas dauern wird bis ihr wieder etwas von mir hören werdet. Dann aus Nepal.

18.09.2019
Strecke: Rishikesh – Lansdown 104 KM
Heute mußte ich mich leider von Marco (mein bisheriger Zimmergenosse auf der Tour) verabschieden. Er hat seit einigen Tagen eine leichte Lähmung des rechten Gesichtsnerves. Er war in Shimla im Krankenhaus und die Ärzte dort kamen zu dem selben Ergebnis wie unsere Ärztin. Er fühlt sich aber wohler und sicherer wenn er die ganze Angelegenheit in Italien in seiner Muttersprache abklären kann. Dann ist es das einzig Richtige sich ins Flugzeug zu setzen und nach hause zu fliegen. Der ganze Pausentag in Rishikesh ging für organisatorische Angelegenheiten drauf. Gestern Abend war dann alles geklärt und das Rückflugticket war auch da. Er wird nach dem Frühstück mit dem Taxi nach Delhi (250 KM – 7 - 8 Std. Fahrt) fahren und von dort aus in der Nacht mit einem Direktflug nach Rom fliegen. Ich bedauere seine Abreise wirklich, wir haben eine interessante und kurzweilige Zeit miteinander verbracht.

Kurz nach Rishikesh mußten wir über eine Brücke auf das andere Flußufer. Das hatte ich übersehen und bin geradeaus weiter geradelt. Kurz darauf hat mich Don überholt, sich umgedreht und gesagt über diese Brücke hätten wir radeln müssen.


Da hatte ich noch einmal Glück gehabt, daß er auch an dem Abzweig vorbei geradelt ist und mich informiert hat. Auf der anderen Flußseite hatten wir einen Anstieg über 1.300 Höhenmeter auf 37 KM Länge zu bewältigen.

Mittagspause

Wir radelten auf einer verkehrsarmen Strecke mit einem guten Straßenbelag.


Es gab auch ausgedehnte Waldstücke zwischendurch, so war ich nicht die ganze Zeit der Sonne ausgesetzt. Auf der Abfahrt zogen schon die ersten dunklen Wolken auf. 4 KM vor dem Ziel war es dann soweit, es hat zu regnen angefangen. Am Straßenrand fanden wir einen Unterstand wo wir unsere Regenkleidung anzogen und dann machten wir uns auf den Weg zum Ziel. Es regnete immer stärker, zum Schluß goss es in Strömen, aber wir erreichten schließlich unser Hotel und waren im Trockenen. Ein langer Tag auf dem Rad war zu ende (Abfahrt 7.35 – Ankunft im Hotel 16.45 Uhr).
Nach dem Duschen habe ich meine Fahrradkleidung und die Schuhe mit dem Fön getrocknet. Das war die einzige Möglichkeit die Sachen bis zum Morgen wieder trocken zu bekommen. Um 19.00 Uhr wartete ein sehr gutes Abendessen auf uns. Als Nachtisch gab es Eis und Kuchen. Heute hatten ein Mitradler und ein Crewmitglied Geburtstag, da wird immer etwas spendiert.

19.09.2019
Strecke: Lansdown – Vanvasa Resort 65 KM
So wie heute sollte jeder Tag beginnen. Raus aus dem Hotel, rauf aufs Fahrrad und schon begann die Abfahrt.

Reste des Morgennebels

Sie war 10 KM lang. Auf guten Straßen durch bewaldetes Gebiet. Einfach klasse. Aber wo Licht ist, da gibt es auch Schatten. Unten angekommen mußten wir auf 20 KM Länge 800 Höhenmeter überwinden und danach ging es nur noch bergab bis zum Mittagessen.

Schöne Bergabstrecke

Hier war für mich der heutige Radeltag zu ende. Es hätte noch ein 4 KM langer Anstieg auf Schotterpiste auf dem Programm gestanden um zu unserem heutigen Übernachtungsort zu kommen, aber da zog ich es vor den Bus zu nehmen. Die Strecke war wirklich miserabel, wir wurden im Bus ziemlich durchgerüttelt. Unser Resort lag auf einer Hügelkuppe. Es gab einen Swimmingpool, ein tolles Restaurant und wir hatten einen schönen Blick auf die Umgegend.

Hier hatten wir ein sehr großzügiges Zimmer

Nach dem Duschen ölte ich als erstes meine Fahrradkette. Sie war schon leicht angerostet und hat den ganzen Tag gequietscht beim Treten.

20.09.2019
Strecke: Vanvasa Resort – Corbett River Resort 75 KM
Auch heute morgen ging es erst einmal bergab.

Morgenstimmung

Bevor nach 18 KM der Aufstieg begann. Dieses Mal galt es 1.000 Höhenmeter auf 26 KM Länge zu bewältigen. Auf einer meistens gut ausgebauten Straße ging es langsam, aber stetig bergan.

Es ging immer weiter aufwärts

Teilweise ging es wieder durch Waldstücke, so war für Abwechslung gesorgt. Das war der angenehme Teil des Tages.

Auch so kann man wohnen

Nach dem Mittagessen ging es noch 7 KM bergauf, danach folgten 20 KM Abfahrt. Für die ich zwei Stunden brauchte. Straße kann man das nicht nennen was wir hinunterfahren mußten. Es war großen Teils ein Geröllfeldweg. Teilweise mußte ich sogar absteigen und mein Rad schieben, denn auf losem Untergrund ein steiles Stück hinunter zufahren da war mir die Sturzgefahr zu groß.

Schlechter geht es nicht

Apropos Sturz – heute morgen ist eine Mitradlerin mit ihrem Vorderrad leicht schräg auf einen losen Stein gefahren und gestürzt. Die nachfolgende Radlerin konnte nicht mehr ausweichen und ist aufgefahren und ebenfalls gestürzt. Sie hat sich dank ihres Helms (der jetzt kaputt ist) nicht ernsthaft verletzt. Beide sind noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen. Die Sturzgefahr ist dann besonders hoch wenn lose Steine rumliegen und es Schlaglöcher gibt. Deshalb bewege ich mich nicht gerne auf solchen Untergründen.
Um 14.45 Uhr hatte ich die 75 KM des heutigen Tages bewältigt und konnte mich sofort nach Ankunft auf ein reichhaltiges Mittagessen freuen. Es gab endlich mal wieder Kartoffeln.

21.09.2019
Strecke: Corbett River Resort – Ranikhet 94 KM (bei KM 80 in den Bus eingestiegen)
Als Tagespensum hatten wir heute etwas mehr als 2.000 Höhenmeter Anstieg zu bewältigen. Wovon wir zwischen Kilometer 15 und 50, 1.100 Höhenmeter klettern durften. Die ersten 15 Kilometer hatten wir einen leichten Anstieg und eine schöne Abfahrt zu bewältigen.

Klasse Waldabfahrt

So war ich gut eingeradelt bevor es nach oben ging. Der Anstieg war nicht zu steil und für mich und gut zu machen.

Unterwegs

Nach der Mittagspause ging es noch 7 KM nach oben bevor wir eine kleine Abfahrt hinunter durften. Da konnte ich mich etwas erholen. Ich hatte noch 3 kleinere Anstiege vor mir als ich die ersten dunklen Wolken sah. Als ich nach dem Zweiten Anstieg bergab rollte kam das letzte unserer Begleitfahrzeuge neben mich und ich ließ mich von hier aus (KM 80) mit ins Camp nehmen. Ich hatte mir vorgenommen, sollte es zu regnen anfangen, dann werde ich mich mit zur Unterkunft nehmen lassen. Ich wollte auf den letzten Metern nicht noch nass werden.

Straßenbauarbeiten

Es hat angefangen zu tröpfeln als unser Begleitfahrzeug näher kam. Also bin ich mitgefahren. Meine Kräfte schwanden auch langsam und ich hätte nochmals eine Pause machen müssen um etwas zu mir zu nehmen.
Im Camp angekommen habe ich geduscht und bin ein Sandwich essen gegangen. Ich war so hungrig, daß ich die zwei Stunden bis zum Abendessen nicht mehr warten wollte. Zum Nachtessen habe ich natürlich wieder etwas gegessen. Dieser Tag hat einiges an Kalorien verschlungen. Es war wieder ein rundum zufriedenstellender Tag für mich.

22.09.2019
Strecke: Ranikhet – Naukuchia Tal 66 KM
Als ich heute Nacht einmal aufstehen mußte, hörte ich es regnen. Da dachte ich noch hoffentlich hat es bis morgen früh wieder aufgehört. Das war leider nicht der Fall. Als wir um 5.45 Uhr aufstanden regnete es immer noch leicht und der Himmel war komplett bewölkt.

Am Morgen

Da fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Ich habe meine Straßenkleidung angezogen und habe mich für den Bus entschieden. Auf den ersten Bus waren schon vier Mitfahrer eingeteilt worden, so daß wir zu zweit im zweiten Bus mitgefahren sind. Nach dem Frühstück war die Straße schon wieder am Abtrocknen und ich hätte doch radeln können, aber mir steckten noch die letzten paar anstrengenden Tage in den Knochen, so daß mir der Regen gerade recht kam und es mir nicht schwer fiel mich für den Bus zu entscheiden. Ein Fahrzeug hatte einen Plattfuß als es beladen werden sollte. Den platten Reifen hatten wir zum Reparieren dabei. So konnte ich beobachten wie in Indien ohne den Einsatz von Reifenmontagemaschinen dem Problem zu Leibe gerückt wird. Es ist viel Handarbeit und Kraft nötig.





Um 12.30 Uhr kamen wir an unserem Tagesziel an. Wir sind heute im Lake Resort untergebracht. Eine schöne Unterkunft direkt an einem idyllischen See gelegen. Nachdem ich mein Einzelzimmer bezogen hatte, hatte ich gleich mal das Internet ausprobiert. Hier funktionierte es wirklich gut, so daß ich meinen Blog updaten konnte.

23.09.2019
Strecke: Naukuchia Tal – Bhimdatta 137 KM

Morgenstimmung kurz vor der Abfahrt

Von den Ausläufern des Himalaya ging es heute nur bergab. Zu Beginn des Tages hatten wir eine 25 KM lange Abfahrt.

Durch diese Stadt mußten wir durch

Unten angekommen ging es immer noch leicht bergab, so daß ich keine Probleme hatte meine Radelgeschwindigkeit bis zu KM 60 über 30 Km/h zu halten. Danach bin ich mit 100 Meter Abstand hinter Dave her geradelt. Nach dem Mittagessen setzten wir die Tagesetappe gemeinsam fort.

Unterwegs

An Tagen an denen ein Grenzübertritt ansteht und wo viele Abzweigungen zu meistern sind, da bin ich lieber mit jemandem zusammen. Vier Augen sehen mehr als Zwei.

Zur Einreise nach Nepal benutzten wir einen kleinen Grenzübergang. Hier passieren die Grenze nur ca. 25 Personen (Ausländer) am Tag. Zwischen Indien und Nepal herrscht Personenfreizügigkeit, d.h. Die Ausweise werden nur Stichprobenartig kontrolliert. Auf der indischen Seite wartete Baba und sagte uns was zu tun sei um den Ausreisestempel zu bekommen. Auf der nepalesischen Seite wartete Depi und erklärte uns was wir zu tun hatten um das Visum zu bekommen. Es war wie immer alles sehr gut organisiert vom Veranstalter. Ich hatte Glück. Mein 30 Tage Visum gilt bis zum 22.10. unserem Abflugtag. Wäre ich einen Tag länger geblieben, hätte ich statt 50 US Dollar, 120 US Dollar bezahlen müssen.

Unterwegs

Dave und ich machten uns, nach dem wir die Einreiseformalitäten erledigt hatten, wieder auf den Weg. Auf der Straße fallen einem sofort zwei Unterschiede auf. In Nepal gibt es viel mehr Fahrräder als in Indien und es wird deutlich weniger gehupt. Hier ist das Radeln viel entspannter. Nach einigen Kilometern hörte ich etwas fallen. Ich konnte mir aber nicht erklären was von meinem Fahrrad oder mir hätte abfallen sollen. 300 Meter weiter bemerkte ich, daß mein Tachometer fehlte. Der war abgefallen. Das hatte ich bisher noch nie gehabt. Ich rief Dave nach, daß ich umdrehen und den Tacho suchen werde. Er hörte mich nicht und radelte weiter. Es waren nur noch 3 KM bis zum Hotel, das sollte alleine kein Problem darstellen dachte ich. Ich radelte langsam auf der falschen Straßenseite, bis zu dem Punkt wo ich das Fallen gehört hatte, zurück. Erfolglos. Ich hatte wenig Hoffnung, daß ich den Tacho in ganzem Zustand finden würde. Wenn ich ihn überhaupt finden würde, dann ist bestimmt ein Auto oder Motorrad drüber gefahren. An der Stelle wo ich das Dopsen gehört hatte drehte ich um und da lag er mitten auf der Straße, etwas verkratzt aber voll funktionsfähig. Erleichtert hob ich ihn auf, setzte ihn in die Halterung ein und radelte ins Hotel. Dave war noch nicht angekommen. Er hatte sich auf den letzten Metern verfahren. Eine Abzweigung übersah er und ist geradeaus weiter geradelt. Er hat seinen Fehler aber bald gemerkt, hat umgedreht und war 15 Minuten nach mir am Zielort.

Nach dem Duschen ging ich zum Geldautomaten und zog nepalesische Rupien. Als das geklappt hatte fühlte ich mich gleich viel wohler. Ich habe nur eine Kreditkarte und sollte die einmal nicht akzeptiert werden, dann könnte das schon etwas unangenehm werden.

Ein Tag mit vielen Eindrücken neigte sich dem Ende zu.

24.09.2019
Strecke: Bhimdatta – Bardia Eco Lodge 150 KM
Die heutige Tagesetappe betrug 150 KM. Das war mir zu lang. Ich kann einen Schnitt von 20 Km/h radeln. Das bedeutet bei 150 KM Streckenlänge: 7,5 Stunden auf dem Rad, eine Stunde Pause macht 8,5 Stunden alles in allem. Das war mir zu viel bei über 30 Grad Lufttemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit. Ich meldete mich im Bus an und ließ mich bis zum Mittagessen mitnehmen (KM 80). Als wir dort ankamen goß es in strömen, so daß wir erst nach ein paar Minuten unser Gefährt verlassen konnten.

Heftiger Regenschauer

Emily kam zu uns und sagte falls wir (Dunnery und ich) möchten können wir mit zum Camp fahren. Es wären noch zwei Plätze in ihrem Auto frei. Bei diesen Wetterverhältnissen gab es nichts zu überlegen. Wir fuhren mit ins Camp. Hier geht gerade die Regenzeit zu ende und da muß man jeden Tag mit Schauern rechnen.
Als wir an einer Brücke ankamen, konnten wir diese nicht befahren.

Da war mit dem Auto kein Durchkommen

Die Leute wurden mit Tuk Tuks, Autos oder Motorrädern hierher gebracht, liefen über die Brücke und stiegen auf der anderen Seite in bereits wartende Fahrzeuge ein um weiter zu fahren. Wir machten einen 40 Km langen Umweg über eine andere Brücke. Auf diese Weise lernte ich das ländliche Nepal kennen.

So sieht es im ländlichen Nepal aus

Hier begegnen einem viele Wasserbüffel und man sieht noch sehr einfache Holzbehausungen. Aber auch hier sind die Steinhäuser auf dem Vormarsch. Wenn ein neues Haus entsteht, dann wird mit Backsteinen gebaut. Neues verdrängt Altes.

Als wir an der Bardia Eco Lodge ankamen waren die ersten Radler schon da.

Unser kleiner Bungalow

Da wurde teilweise mit über 30 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit geradelt auf ebener Strecke. Ganz schön schnell.

25.09.2019
Wer wollte konnte sich für heute für eine Safari anmelden. Es wurden Halbtages- oder Tagesausflüge angeboten. Zu Fuß, im Auto oder im Boot. In zwei Wochen werde ich drei Nächte im Chitwan Nationalpark verbringen und dort einige Pirsch fahrten unternehmen. Deshalb habe ich den heutigen Tag in der Lodge mit Lesen und Internet verbracht.

26.09.2019
Strecke: Bardia Eco Lodge - Kohalpur 75 KM
Heute war ich ganz froh, daß wir uns wieder auf den Weg machten, das schwül warme Wetter war nicht sonderlich angenehm für mich. Auf dem Fahrrad fühle ich mich da schon viel wohler, da kühlt mich der Fahrtwind etwas. Wir mussten über die für die Autos nicht befahrbare Brücke zurück und radelten dann auf einer wenig befahrenen Landstraße entlang.

Fischer bei der Arbeit


Wasserbüffel unterwegs

Es war ein schöner und kurzer Tag auf dem Fahrrad. Um 7.00 Uhr radelte ich los und um 12.00 Uhr kam ich an unserem Hotel an. Vorher gab es noch das Mittagessen. Wir waren in einem nagelneuen Hotel untergebracht worden. Die Gegend um Kohalpur ist eine der sich am schnellsten entwickelnden Gegenden Nepals. Vielleicht deshalb auch das neue Hotel mit sehr gutem Essen.

Es ist erstaunlich was die Einheimischen alles auf ihren Fahrrädern transportieren.

Für mich war das ein halber Pausentag mit etwas Sport am Morgen und einem entspannten Nachmittag.

27.09.2019
Strecke: Kohalpur – Bhalubang 147 KM
Das sollte heute der kilometermäßig längste Tag dieser Tour für mich werden. Ich bin 147 Km geradelt, war dafür von 6.50 - 15.50 Uhr unterwegs gewesen und habe 750 Höhenmeter bewältigt. Wenn ich 30 Minuten Mittagspause abziehe und ein paar kürzere Stopps, dann saß ich ungefähr 8 Stunden auf dem Fahrrad. Das ist für mich so ziemlich das Maximum was ich an einem Tag leisten will und kann.

Unterwegs

Die Landschaft war wenig spektakulär. Ich radelte größtenteils durch Waldgebiete und auf wenig befahrenen Straßen. Falls dann doch einmal ein oder mehrere Busse oder Laster kamen, dann hieß es aufpassen. Wegen eines Radfahrers wird hier nicht gebremst geschweige den ausgewichen. Es wird gehupt und dann wird erwartet, daß man Platz macht und die Stärkeren vorbei läßt. Der Gegenverkehr nimmt sich das gleiche Recht heraus. Er hupt und überholt. Sollte man im Weg sein, so hat man die Wahl zwischen Unfall und Seitenstreifen. Ich mußte bis jetzt die Fahrbahn noch nicht verlassen, aber einige meiner Mitradler wurden schon von der Straße gedrängt. Zum Glück bis jetzt ohne Unfall oder Verletzung.

Typische Ortschaft in Nepal

Kurz vor dem Tagesziel überholte mich eine Motorradfahrergruppe und fragte ob sie Selfies mit mir machen könnten. Ich hielt an. Sie machten ihr Bilder mit mir und wir hatten noch ein nettes Gespräch über alles Mögliche. Unter anderem wollten sie wissen, ob es denn in Deutschland auch einen Regenwald gibt.

28.09.2019
Strecke: Bhalubang – Lumbini 108 KM
Nach dem gestrigen Tag, der mich einiges an Kraft und Energie gekostet hatte, wollte ich die heutige Etappe etwas ruhiger angehen. Zu Tagesbeginn ging es ca. 30 KM durch ein Waldstück mit Anstieg und Abfahrt was der schönste Teil des Tages gewesen ist. Danach folgten 60 KM auf einer Landstraße mit einigem Verkehr und teilweise Gegenwind.

Durch das kleine Waldstück


Das war ein füchterlicher Krach und es gab einige von diesen Fahrzeugen.

Auf den letzten 18 KM bis nach Lumbini ging es durch ein schönes Waldstück und später über eine kleine Landstraße mit heftigem Gegenwind. Als ich am Hotel ankam hat es kurz darauf zu regnen und später zu schütten angefangen. Der Spuk war nach ein paar Minuten vorüber und ich war heilfroh, daß ich gerade noch rechtzeitig im Hotel angekommen bin. Ich fühlte mich gut. Nicht so ausgepowert wie gestern.

Straße vor unserem Hotel

29.09.2019
In Lumbini ist ein rießiges Areal abgesteckt und reserviert worden in dem sich die Buddhisten der jeweiligen Länder mit einem Tempel repräsentieren können. In diesem Areal liegt auch der Geburtsort Buddhas.

Geburtsort Buddhas

Lumbini ist UNESCO Weltkulturerbe. Nach dem Frühstück sind wir zu erst zu dem Geburtsort spaziert und haben uns danach auf den Weg zur Peace Pagoda am anderen Ende des Parks gemacht. Bis dorthin dauerte es ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß. Nach dem Besichtigen der Friedens Pagode waren wir des Laufens schon etwas überdrüssig. Als uns kurz danach ein Tuk Tuk Fahrer ansprach stiegen wir ein. Er fuhr uns zu den Buddhistischen Tempeln von Indien, Deutschland, Tibet, China, Nepal, Singapur und einigen anderen Ländern. Es war ganz interessant sich die baulichen Interpretationen des Buddhismus in den jeweiligen Ländern anzuschauen. Zum Mittagessen ließen wir uns zurück ins Hotel fahren. Am Nachmittag waren Fahrradpflege und Blogschreiben angesagt.

30.09.2019
Strecke: Lumbini - Tansen 84 KM
Jetzt hieß es Abschied nehmen von dem Tiefland. Die ersten 25 KM radelte ich an Reisfeldern entlang und hatte einen schönen Blick auf die Ausläufer des Himalaya Gebirges. Die heutige Streckenführung führte uns durch die Altstadt von Butwal mit ihren engen Gassen und alten Häusern.

Unterwegs in der Altstadt von Butwal

Als ich da durch radelte konnte ich mir gut vorstellen wie sich hier das Leben vor hundert Jahren abgespielt haben mußte. Das war für mich das Highlight des Tages. Solche Highlights würde man vermutlich nicht entdecken wenn man auf eigene Faust unterwegs sein würde. Danke TDA.
Ab hier folgten wir einem Bachlauf und es ging gemächlich bergauf.

So lebt man auf dem Lande

Nur auf den letzten Kilometern mußte ich einen teilweise sehr steilen Anstieg zum Hotel bewältigen.

Ganz oben lag unser Hotel

Von 7.00 – 14.00 Uhr benötigte ich für die 84 Kilometer zum Zielort. Nach dem Duschen hatte ich noch genug Zeit um mich etwas in Tansen umzuschauen. Im Zentrum gab eine Bäckerei mit leckeren Süßstückchen, die man in dem angeschlossenen Kaffee mit Innenhof verzehren konnte.

Im Innenhof der Bäckerei

01.10.2019
Strecke: Tansen - Pokhara 128 KM
Wenn man auf einem Hügel übernachtet, dann beginnt der nächste Radeltag meistens mit einer Abfahrt. Aufstehen war um 5.15 Uhr und um 6.30 Uhr saß ich auf meinem Fahrrad. Im Tal konnte ich noch den Morgennebel sich langsam auflösen sehen.

Morgennebel

Die ersten 25 Km ging es bergab. Am Straßenrand wuschen sich die Einheimischen. Fliesend Wasser gibt es in den einfachen Häusern keins. Durch Handpumpen wird das Trinkwasser von Frauen hochgepumpt, in Plastikkanister abgefüllt und zu den Häusern getragen. Die Wäsche wird in der Nähe der Pumpe gewaschen.
Vom radfahrerischen her war der heutige Tag schon anspruchsvoller. Es waren 1.850 Höhenmeter bergauf zu radeln. Es ging aber auch 2.200 Höhenmeter hinunter und das alles auf 128 KM Etappenlänge. Es war ein stetiges auf und ab über den ganzen Tag verteilt.

Unterwegs

Glücklicherweise war es fast den ganzen Tag über bewölkt, so daß ich nicht zu sehr ins Schwitzen geraten bin. Um 15.45 Uhr bin ich in Pokhara im Hotel angekommen. Wir sind in einem klasse Resort mit Blick auf den See untergebracht.

Unser Restaurant am See

Guten Wein und gutes Essen habe ich zum Abendessen ausgiebig genossen.

02.10.2019
Als wir beim Frühstück saßen riss der Himmel auf und gab einen wunderbaren Blick auf das verschneite Annapurna Massiv frei.

Nach einem ausgiebigen Frühstück sind Frieder und ich durch Pokhara spaziert und haben uns einen ersten Überblick über die Stadt verschafft. Wir befinden uns in einer typischen Touristenstadt wie sie überall auf der Welt sein könnte. Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte.

Nach dem Mittagessen gingen wir in ein Kaffeehaus und tranken einen vorzüglichen Cappuccino.

Jetzt sind es nur noch 5 Radeltage bis wir Kathmandu erreichen werden. Nach 7 Wochen auf dem Fahrrad freue ich mich auf den anstehenden Wechsel im Tagesablauf.

03.10.2019
Strecke: Pokhara – Bandipur 82 KM
Nach einem sehr leckeren Frühstück verabschiedeten wir uns von Pokhara. Damit wir nicht den ganzen Tag auf Highway 10 radeln mußten hat uns Emily für die ersten 18 KM eine kleine Landstraße an einem Fluß entlang geführt. Von dort hatten wir spektakuläre Blicke auf die schneebedeckten Berge und wenig Verkehr.



Klasse Ausblick

Es war ein klasse Start in den Tag. Danach folgten ca. 60 KM auf der Hauptverbindungsstraße zwischen Pokhara und Kathmandu. Da diese Strecke von Lkws, Bussen und Autos viel befahren ist ist das radeln hier nicht immer das reinste Vergnügen zumal es keinen Seitenstreifen gibt. So war ich froh als ich die Straße verlassen konnte. Jetzt begann der letzte Anstieg des heutigen Tages nach Bandipur zu unserem Übernachtungsplatz. Auf 7,5 KM galt es 600 Höhenmeter zu bewältigen. Mittlerweile war es um die Mittagszeit und die Sonne schien unerbittlich. Das Radeln war eine sehr schweißtreibende Angelegenheit. Fast die ganze Strecke bin ich im kleinsten Gang mit 5-6 Km/h geradelt. Zwei Pausen mußte ich machen. Einen so steilen Anstieg über eine so lange Strecke war ich bis dato noch nicht geradelt. Aber irgendwann hat alles ein Ende. So kam ich nach 1,25 Stunden ziemlich geschafft aber zufrieden in Bandipur an. So anstrengend hatte ich mir den Tagesabschluß nicht vorgestellt.

Bandipur ist eine sehenswerte Stadt. Hier kann man sich anschauen wie die Welt ausgesehen hat als es noch keine Autos gab.

Bandipur

Das alte Stadtzentrum ist autofrei und so belassen wie es schon immer war. Wenn an den Häusern etwas renoviert wird, dann muß es hin getragen werden.

Das ist noch richtige Handarbeit

Mit einem ausgedehnten Spaziergang lies ich den Tag ausklingen.

04.10.2019
Strecke: Bandipur – Gorkha 53 KM
Im Morgennebel rollte ich um 7.00 Uhr talwärts. Schneller als 20 km/h traue ich mich auf so steilen Strecken nicht. Sollte eine Bremse ausfallen, dann hätte ich mit nur einer noch funktionierenden Bremse alle Mühe zum Stehen zu kommen. Unten angekommen, mußten wir 17 KM auf Highway Nr. 4 radeln, dann bogen wir nach links ab und radelten nach Gorkha hoch. Aus dieser Stadt werden heute noch die Gurkhas von den Engländern zum Militärdienst rekrutiert (auf freiwilligen Basis natürlich). Sie gelten als besonders tapfer und einsatzwillig.

Unterwegs

Nach dem mich der gestrige Tag viel Kraft gekostet hat, habe ich mir heute entsprechend Zeit gelassen und bin ganz entspannt und ohne große Anstrengung unterwegs gewesen. Um 12.00 Uhr bin ich nach 53 KM im Hotel in Gorkha angekommen.

Da macht Einkaufen Spaß

Vor dem Abendessen hat eine Mitradlerin in einem einstündigen Vortrag von ihren Erfahrungen berichtet die sie bei Reisen zum Nord- und Südpol gesammelt hat. Das war sehr interessant für ich.

05.10.2019
Strecke: Gorkha - Dhadingbesi 55 KM
Dreiviertel der heutigen Etappe waren auf unbefestigten Straßen zurückzulegen. Auf Sand, Geröll, Schotter oder sonstigen nicht asphaltierten Untergründen vermeide ich es normalerweise Rad zu fahren. Die Sturzgefahr ist mir zu groß. Außerdem muß ich mich zu sehr auf das Radfahren konzentrieren, so daß ich nicht so viel von der Umgebung mitbekomme. Emily hat uns den Weg wärmstens empfohlen, da er abseits der üblichen Touristenroute verläuft und man durch Dörfer radelt durch die Touristen normalerweise nicht kommen. Also machte ich mich auf den Weg.
Die ersten paar Kilometer durften wir uns auf Asphalt bewegen, danach ging das gehoppele los.

Hier war radeln noch gut möglich


Da wurde ich schon erheblich langsamer


Hier mußte ich teilsweise mein Rad schieben

Es war nicht so schlimm wie ich es erwartet hatte. Auf Passagen in denen ich mich mit Schrittgeschwindigkeit fortbewegte folgten Wegstücke wo ich etwas schneller radeln konnte. In den Dörfern wurde ich oft mit einem freundlichen Namaste begrüßt und die Kinder schauten mich mit großen Augen ungläubig an.

So können Kinder auch spielen

Vor 100 Jahren sah es hier vermutlich ähnlich aus und das Leben lief nicht viel anders ab. Teilweise radelte ich auf einem Bergkamm entlang mit einen klasse Ausblick nach beiden Seiten.

Zwei Bäche mußten wir überqueren

Für die 55 KM benötigte ich 7 Stunden (mit Mittagspause). Mir hat es wider erwarten viel Spaß gemacht.

06.10.2019
Strecke: Dhadingbesi – Nuwakot 53 KM
Den heutigen Tag sollten wir ursprünglich komplett auf Schotter radeln. Aber den Weg den wir nehmen sollten, der war auf Grund von Hangabrutschen unpassierbar geworden. In der Regenzeit kommt es leider immer wieder vor, daß Straßen über Nacht unpassierbar werden. Die Regenzeit ist zwar hier gerade zu Ende gegangen, aber in abgelegenen Gebieten dauert es etwas länger bis die Straßen wieder frei geräumt werden können. So wurde unser Radeltag zweigeteilt. Die ersten 18 Kilometer radelten wir. Danach wurden unsere Räder auf einem LKW verladen.

LKW Verladung der Fahrräder


Warten auf den Bustransfer

Wir stiegen in einen gemieteten Bus ein und fuhren ca. 25 KM auf der Hauptstraße die nach Kathmandu führt. Dann bogen wir in ein Seitental ab und stiegen wieder auf unsere Räder um nach Nuwakot zu radeln. Hier gab es nur wenig Verkehr. Dafür mußten wir einige staubige und unbefestigte Straßenabschnitte in kauf nehmen. Zum Tagesabschluß galt es auf 4 KM 400 Höhenmeter zu bewältigen. Das war eine sehr schweißtreibende Arbeit zumal mein Anstieg um die Mittagszeit stattfand. Aber die Anstrengung hatte sich gelohnt. Wir wurden in einem alten Farmgebäude untergebracht welches bei dem verheerenden Erdbeben vor 5 Jahren teilweise beschädigt wurde. Der Wiederaufbau erfolgte sehr zeitnah. Die Zimmer waren im nepalesischen Bauernhausstil mit sehr viel Geschmack gestaltet. Ein Ort um sich rundum wohl zu fühlen. Von dem Berggipfel aus hatten wir einen klasse Blick auf die Umgegend.

Hier fand die Preisverleihung statt.

Am Abend fand unsere Preisverleihung statt. Im Innenhof wurde uns das bisher geschmacklich beste Abendessen der gesamten Tour serviert. Vorspeise, Hauptgang und Nachtisch wurden von einem sehr aufmerksamen und freundlichen Personal auf- und abgetragen.

Nach dem kulinarischen Start in den Abend wurden die einzelnen Preise verliehen. Am Ende einer jeden TDA Radtour werden die Eigenheiten jeder Person mit einem Preis gewürdigt. Da gibt es immer viel zu lachen. Ich bekam den Guru Gi Award. Yanez, der die Preisverleihung moderierte sagte, daß er sich mich in Rishikesh in einem Ashram gut vorstellen könne, in dem sich alles um Lassi und Nutella dreht. (Ich hatte auf dieser Tour zum Abschluß des Mittagessens immer mindestens 3 Nutella Brote gegessen. Nach Ankunft im Hotel, gab es immer einen Lassi zu trinken. Meine Haare und mein Bart sind mittlerweile auch etwas gewachsen, so daß der Vergleich mit einem Guru mir gar nicht so abwegig erscheint.)

07.10.2019
Strecke: Nuwakot – Kathmandu Moonlight Hotel
Bei der gestrigen Fahrerbesprechung erfuhren wir, daß auch der geplante heutige Radeltag ins Wasser fällt, da auf der geplanten Strecke die Straße teilweise unpassierbar ist. So blieb nur eine vernünftige Lösung, wir mußten wieder den Bus nehmen. Wir wurden ins Zentrum von Kathmandu gebracht, wo wir vor den 3 Buddhas unser Abschlußgruppenphoto machten.

Letzte Anweisungen vor dem Gruppenphoto

Danach ging es, angeführt von einer örtlichen Radlergruppe (5 Personen), auf eine kleine Runde durch die Stadt. Mit unseren neuen Trans-Himalaya 2019 Hemden (nach jeder Tour bekommt man ein entsprechendes Hemd) machten wir uns mit unseren Rädern auf den Weg.

Kleine Stadtrundfahrt

Zur Zeit sind in Nepal einige wichtige Feiertage hintereinander (vergleichbar mit Weihnachten bei uns), so daß viele Läden geschlossen sind. Die meisten Menschen sind zu (mit) ihrer Familie aufs Land gefahren. In Kathmandu ist deshalb viel weniger Verkehr als normal. Nur deshalb machten wir mit unseren Rädern eine kleine Stadtrundfahrt. Wir radelten zum Monkey Temple, Durbar Square und Patan Town Square. Wir hielten an den jeweiligen Plätzen an und hatten dort jeweils 10 Minuten Zeit zum Besichtigen und Photographieren.

Am Ziel

Gegen 13.30 Uhr sind wir an unserem Hotel angekommen. Dort wurden jeder von Emily mit einer Umarmung und einem Kuss empfangen. Von Yanez gab es ein Glas Sekt. Wir stießen alle zusammen an und beglückwünschten uns gegenseitig, daß wir so eine tolle Zeit miteinander gehabt haben. Besonders glücklich waren alle Radler über die Tatsache, daß es keine größeren Verletzungen gegeben hat. Stürze gibt es bei jeder Radtour, aber die sind ohne Folgen geblieben.

Gruppenphoto

Nachdem der Sekt ausgetrunken war, ging ich duschen und verstaute mein Zweirad in der Fahrradbox. Um 18.30 Uhr gab es einen Dia Vortag über unsere Reise. Nimika hatte uns unterwegs immer wieder photographiert und gefilmt. Es war schön zu sehen durch welche faszinierenden Landschaften wir geradelt sind. Es kam natürlich auch jeder Radler mit einem Photo zur Geltung. So langsam fange ich an zu begreifen was ich alles erlebt habe und wie eindrucksvoll diese Reise für mich gewesen ist.

Als letzter Punkt des heutigen Tages stand das Abschiedsabendessen auf dem Programm. Im Hotelinnenhof gab es ein Barbeque (Grillfleisch, Pommes, Wein und Bier) als Vorspeise mit anschließendem Buffet. Wir konnten uns nach Lust und Laune richtig satt essen und verbrachten einen letzten schönen Abend zusammen.

08.10.2019
Beim Frühstück beginne ich so langsam zu realisieren, daß unsere Fahrradtour nun zu Ende ist. Jeden den ich treffe, der hat Straßenkleidung an. Weit und breit ist kein Radlertrikot zu sehen. Die ersten haben das Hotel schon verlassen und sind zum Flughafen gefahren. Es herrscht Aufbruchstimmung. Nun ist die Zeit reif um etwas Neues zu beginnen. Die Vorfreude auf meine morgen beginnende Nepalrundreise steigt.

Nach einem ausgiebigen Frühstück bringe ich meine Fahrradbox in das Hotel wo wir unsere letzten zwei Nächte verbringen werden und mache mich auf den Weg zum Flughafen wo Geli, Ratri, Martin und Uwe hoffentlich bald eintreffen werden. Vom 08.10. – 22.10. gehen wir gemeinsam auf Nepal Erkundungstour.

Da deren Flug etwas Verspätung hat habe ich nun genügend Zeit um meinen Blog am Flughafen zu Ende zu schreiben.

Fazit: Jede TDA Tour hat ihren eigenen Charakter. Das hängt von den Mitradlern ab die dabei sind und ob man Zelten geht oder die Nächte in einer festen Unterkunft verbringt. Aber eins war bisher bei jeder Tour die ich machte gleich. Ich fühlte mich immer bestens aufgehoben, gut versorgt und hatte eine sorgenfreie Zeit. Das macht irgendwie Lust auf mehr.

Das spezielle an dieser Radreise war die faszinierende Bergwelt in Ladakh, die vielerorts noch unberührte Natur und die Freundlichkeit der Menschen. Ich hatte auch wieder viele interessante Gespräche mit den Reiseteilnehmern aus den verschiedenen Ländern über alles Mögliche.

Kurz gesagt: Es war eine klasse Zeit an die ich sicher noch oft zurückdenken werde.


Ab dem 08.10.2019 sind Geli, Martin, Ratri, Uwe und ich in Nepal auf einer Rundreise unterwegs.
Wer mitlesen möchte.
Martin schreibt einen Blog unter:
http://www.globetrottel.net/nepal_2019/nepal_2019_blog/nepal_2019_blog.html

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Höhenmeter
Hallo Mike,

viel Spaß und danke für den Blog!

Höhenmeter? Vermutlich einige wenige mehr als in Holland in den "Deunen" ;-)

Martin & Ratri

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Alles Gute für Dich
Hallo Mike,

gib Gas.

Wie immer..., lieber tot als Zweiter :), sagte schon unser Skilehrer Schorschl.

Liebe Grüße, unfallfreies Fahren und gesunde Heimkehr...

Stefan

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Lass Rollen
Ey, Alder!
Hättest mich ruhig in einer Rikscha mitnehmen können.
Keep care.

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Hallo Mike
und wieder startest Du in einen Fahradabenteuerurlaub, Deinen Blog werde ich gerne verfolgen, bis zum wiedersehen in Katmandu mit`n leeve Jroß us Kölle Uwe

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Die Ohren
Endlich hab ich (mit Gelis Hilfe) geblickt, wie ich auf die Blogsite komme. Äußerst spannend, Deine Tour, und supersportlich. Bleib gesund, Sabines und meine guten Wünsche begleiten Dich. Ach ja - und halt die Ohren steif!

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Kiew
MOin Mike,

nachdem ich nun alle Zugangsprobleme dank Gelis Hilfe überwunden habe und mich durch gelungenen Geschichten gelesen habe, denke ich, wir sollten nicht nach Kiev fliegen, sondern radeln. Zumal wir den Weg bis Lemberg schon kennen

Übrigens: Bahntrassenradeln in Spanien war bgeisternd - mehr Tunnels als Kilometer Strecke

LG

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Gute Tour!
Hi Mike,
nun bin ich endlich auch hier begleitend dabei. Das fing ja schon gut an! Ich freue mich auf die kommenden Beiträge. Am Mittwoch reise ich nun wieder zurück.

Sieh ju! ;-)

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Grandiose Landschaft!
Tolle Gegend, durch die Ihr fahrt - wir beneiden Dich (nur um die Aussicht!). Grüße von Sabine und Burkhard

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Tolle Bilder
Verfolge mit Interesse deinen Blog, tolle Bilder und eine einmalige Reise mit vielen Erlebnissen, aber zum Fahrradfahren ist mir Holland doch lieber - ohne die vielen Höhenmeter. Gruß Horst und Jutta

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Tour ohne Ende
Hi Mike, das ist ja mal wieder eine irre Tour ... endlos und schön! Weiterhin viel Spaß!

Gruß, Ralf

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Treffen
Hallo Mike,
tolle Erlebnisse, schön das alles so gut klappt und es Dir gut geht. Ich zähle schon die Stunden bis wir uns in Kathmandu treffen,
leeve Jroß us Kölle Uwe

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